Papst Benedikt XVI.
mahnt zu mehr Barmherzigkeit im Umgang mit Geschiedenen und mit Frauen, die abgetrieben
haben. Vor Teilnehmern eines Kongresses, den das Päpstliche Institut Johannes Paul
II. für Studien zu Ehe und Familie ausgerichtet hat, sagte Benedikt, der Entschluss
zu Scheidung oder Abtreibung falle „mitunter in schwierigen und dramatischen Umständen“
und werde oft zur Quelle schweren Leidens für die Betroffenen.
„Das ethische
Urteil der Kirche über Scheidung und Abtreibung ist klar und uns allen bekannt: Es
handelt sich jeweils um eine schwere Schuld, die die Würde der menschlichen Person
schädigt und Gott selbst beleidigt. Und doch hat die Kirche immer die konkrete Person
vor Augen. Besonders die schwächere und unschuldige, die Opfer von Ungerechtigkeit
und Sünde wird, und auch alle jene Männer und Frauen, die, indem sie solche Akte begingen,
sich mit Schuld befleckt und innere Wunden zugezogen haben, die aber den Frieden und
die Möglichkeit einer Heilung suchen. Diesen Personen gegenüber hat die Kirche die
primäre Pflicht, ihnen mit Liebe und Einfühlung beizustehen, mit Fürsorge und mütterlicher
Aufmerksamkeit, um die barmherzige Nähe Gottes in Jesus Christus zu verkünden.“
Die
öffentliche Debatte, die „oft rein ideologisch“ geführt werde, schaffe rund um die
Betroffenen „eine Art Verschwörung des Schweigens“, sagte Benedikt. Die Kirche dagegen
müsse den Hilfeschrei der Menschen hören. Ihre Botschaft der Liebe sei immer auch
Botschaft der Barmherzigkeit, gerichtet an „die konkreten Menschen und Sünder, die
wir sind“, unterstrich Papst Benedikt.
„Ausgehend von dieser Barmherzigkeit,
nährt die Kirche ein unerschütterliches Vertrauen auf den Menschen und auf seine Fähigkeit,
sich zu bessern.“
Auch in schwierigen Situationen sei der Mensch dank göttlicher
Gnade zu „letztgültiger und treuer Selbsthingabe“ fähig. Diese Selbsthingabe ermögliche
etwa die Ehe „als unauflöslichen Pakt zwischen einem Mann und einer Frau“ oder die
Annahme eines neuen menschlichen Wesens „auch in den schwierigsten Umständen“, als
„außerordentliche Geste des Opfers und der Solidarität“. „Hier
sieht man, dass das „Nein“, das die Kirche in ihren moralischen Anweisungen ausspricht,
und auf dem manchmal die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung allzu einseitig ruht,
in Wirklichkeit ein großes „Ja“ zur Würde der menschlichen Person ist, zu seinem Leben
und zu seiner Fähigkeit zu lieben. Trotz seiner Schwächen ist der Mensch fähig, seiner
hohen Berufung zu entsprechen – der Berufung zu lieben.“ (rv 05.04.2008 gs)