Auf Zypern ist ein
Symbol der jahrzehntelangen Teilung der Insel zumindest vorübergehend gefallen. Die
seit einem halben Jahrhundert unterbrochene Ledrastraße im historischen Einkaufszentrum
der Hauptstadt Nikosia wurde am Donnerstag für Fußgänger wiedereröffnet. Der historische
Moment wurde von den meisten christlichen Türken-Zyprioten in der Sankt-Lukas-Kirche
im türkischen Teil gefeiert. Sie hoffen, dass dieses Zeichen auch das Verhältnis zwischen
Christen und Muslime auf der Insel verbessern kann. Der Vikar des Jerusalemer Patriarchats
für die Lateiner auf Zypern, Pater Umberto Barato, ist zuversichtlich.
„Der
neue zypriotische Präsident, Demetris Christofias, hat sofort nach seiner Wahl eine
offene Einstellung an den Tag gelegt. Er wollte den Präsidenten der so genannten „türkischen
Seite“ treffen. Das Treffen kam zustande und die Gespräche sind wieder in Gang gesetzt
worden. Die Öffnung der Ledrastraße ist daher ein wichtiges Zeichen. Alle sind enthusiastisch.“ Die
griechischen Zyprioten schlossen den Übergang jedoch schon am Abend wieder und warfen
der türkischen Seite vor, sie habe Absprachen zur Präsenz von Polizisten in der Gegend
gebrochen.
„Das ist ein Zeichen, dass die alten Vorbehalte weiterhin existieren.
Doch die junge Generation hat eine neue Mentalität. Das gilt in beiden Teilen der
Insel. Ich habe auch kein Patentrezept, um den Frieden auf Zypern zu sichern. Nur
durch den Dialog wird sich zeigen, wie sich das Land entwickeln will und soll. Viele
sprechen von einem föderalistischen Staat. Doch zuerst braucht es eine Union, weil
die Trennung überwunden werden muss.“