Eine Meldung, wie
gemacht für die Boulevardmedien: Britische Forscher schaffen eine Chimäre, ein Wesen
halb Mensch, halb Kuh. Ein wichtiger Erfolg für die Stammzellforschung, heißt es weiter.
Doch ist es das wirklich? Wir würden im Augenblick „einen Hype“ erleben, sagt der
Augsburger Weihbischof Anton Losinger. Der katholische Theologe ist Mitglied im Nationalen
Ethikrat. Gegenüber dem Kölner Domradio warnt er vor falschen Versprechungen der Wissenschaft
und ethischen Problemen der aktuellen Stammzellforschung.
„Der embryonale
Mensch ist ein Mensch - weil der Mensch vom ersten Augenblick seiner Zeugung an bis
hin zu einem friedlichen Tod das Lebensrecht und die Würde der menschlichen Person
hat. Deswegen haben wir im Bereich der Kirchen immer schon grundsätzliche Gegnerschaft
gegen Embryonen verbrauchende Forschung angemeldet.“
Die britische Presse
hatte am Mittwoch berichtet, dass Forscher am Institut für Humangenetik der Universität
Newcastle menschliches Erbgut aus einer Hautzelle in die ausgehöhlte Eizelle einer
Kuh eingefügt hatten. Die Embryos aus 99,9 Prozent menschlichem und 0,1 Prozent tierischem
Erbgut hätten drei Tage überlebt.
„Ich denke, dass wir im Bereich der Biomedizin
und Gentechnik zur Zeit einen „Hype“ haben. Man gibt sich Erfolgs-Versprechungen hin
und der Hoffnung auf Heilung, die bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen und auch
medizinisch nicht gedeckt sind. Es gibt Gegenargumente in zweierlei Richtung: Das
Erste ist, dass überall dort, wo mit diesen Zellen experimentiert wird, der Tumor-Effekt
noch nicht endgültig in seiner Deutlichkeit berücksichtigt wird. Das zweite Argument
hängt sehr stark mit dem Problem eines hohen Widerwillen der Menschen zusammen, Mensch
und Tier als Chimäre zu vermischen. Letztendlich ist das auch eine Kulturaufgabe und
eine grundsätzliche Überzeugung, dass der Mensch in seiner Identität erhalten werden
muss. Deswegen sind wir hier aus ethischen Gründen vehement dagegen.“