Die Partei von Diktator
Robert Mugabe hat sich auf eine Stichwahl eingestellt und ist weiterhin siegesgewiss.
„Wenn es zu einer Stichwahl kommt, sind wir bereit für diesen zweiten Durchgang. Wir
sind überzeugt, dass Präsident Robert Mugabe diesmal gewinnen wird“, sagte ein Regierungssprecher
an diesem Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Wahlkommission hat bisher
keine Ergebnisse veröffentlicht. Nach 28 Jahren im Amt hat Mugabe jedoch den ersten
Durchgang der Präsidentenwahl am vergangenen Samstag auch nach den Hochrechnungen
seiner eigenen Partei gegen Oppositionschef Morgan Tsvangirai verloren. Die Opposition
hatte sich bereits am Mittwoch auch zur Siegerin der Präsidentenwahl erklärt. Tausende
Menschen sind in den vergangenen Jahren vor Diktator Mugabe ins Nachbarland Südafrika
geflohen. Die dortige Bischofskonferenz verfolgt die Situation und versucht den Menschen
zu helfen. Der Priester Chris Townsend, Leiter des Informationsbüros der Südafrikanischen
Bischofskonferenz, sagt: „Wir sind überzeugt, dass die Verkündigung des Ergebnisses
der Präsidentschaftswahlen hinausgezögert wird. Das denken wohl weltweit immer mehr
Menschen. Die Spekulationen lassen immer mehr erkennen, dass Mugabe die Präsidentschaftswahlen
verloren hat, oder zumindest dass er in die Stichwahl muss.“ Eine Stichwahl
um das Amt des Präsidenten müsste für den 19. April angesetzt werden. Fest steht seit
dem frühen Donnerstag Morgen, dass die oppositionelle Bewegung für Demokratischen
Wandel (MDC) die Parlamentswahl knapp gewonnen hat. Mugabes Partei kommt nur auf 97
von insgesamt 210 Sitzen im künftigen Parlament. Die derzeit hohe Polizei- und
Militärpräsenz in den großen Städten erhöhe noch das Gefühl der Unsicherheit in Simabwe,
beklagt Townsend. „Diese Unsicherheit ist gesteuert und Teil eines politischen
Spiels, an dem sich Politiker fast aller Parteien hier beteiligen. Unter den Menschen
in Simbabwe, die ohnehin enormen Spannungen ausgesetzt sind, erhöht das noch die Aufregung.“ Der
84-jährige Mugabe hat sich seit der Wahl am 29. März nicht mehr in der Öffentlichkeit
blicken lassen. Die Regierung dementierte Gerüchte, wonach der Präsident das Land
verlassen habe. Chris Townsend appelliert im Namen der südafrikanischen Bischöfe
an die internationale Gemeinschaft. Die müsse weiterhin stetig Druck auf das südafrikanische
Land ausüben. Was in Simbabwe geschieht, sei ein Lehrstück für afrikanische Demokratie.
„Es
ist offensichtlich, dass das Volk gesprochen hat. Die Menschen haben viel bewegt und
die Zusammensetzung des Parlaments verändert. Das ist gerade angesichts der Probleme,
mit denen sie in den vergangenen fünf Jahren konfrontiert waren, eine ganz wichtige
Sache. Die internationale Gemeinschaft muss hier sehr schnell eingreifen, egal was
geschieht. Und wir wissen nicht, was uns erwartet. In Simbabwe spielt sich wirklich
eine humanitäre Katastrophe ab.“
100.000 Prozent Inflationsrate, 80 Prozent
Arbeitslosigkeit, 75 Prozent Armut: Die Liste der Probleme ist lang und Lösungen nicht
schnell zu finden. Den Namen eines neuen Präsidenten zu verkünden, reiche nicht, sagt
Townsend: „Es wird jahrelange Hilfe und Unterstützung brauchen,
um alles wieder aufzubauen: Das Gesundheitssystem etwa war sehr gut, es ist zusammengebrochen;
ebenso das Schulsystem. Auch Respekt vor dem Gesetz scheint es nicht mehr zu geben.“ (rv/reuters
03.04.2008 bp)