Zur Solidarität mit dem tibetischen Volk haben Vertreter der Zivilgesellschaft, der
Kirchen und Parteien aufgerufen. Am Montag überreichten Exil-Tibeter Österreichs Bundeskanzler
Alfred Gusenbauer ein Memorandum. Darin wird die Regierung vor dem Hintergrund der
jüngsten Unruhen in der Autonomen Region Tibet und den benachbarten chinesischen Provinzen
gebeten, Druck auf China auszuüben. Die Präsidentin der „Tibeter-Gemeinschaft Österreich“,
Tseten Zöchbauer, sprach vor Journalisten von „Gewalt, Folter und Diskriminierung“,
die das tibetische Volk zu erleiden habe. Man sei der Willkür der chinesischen Behörden
schutzlos ausgeliefert. Tseten Samdup, Repräsentant des Dalai Lama im deutschsprachigen
Raum, beklagte die mangelnde medizinische Versorgung der vielen verwundeten Demonstranten
in Tibet, die Belagerung der Klöster durch die chinesischen Behörden und die Tatsache,
dass keine freien Medien mehr aus dem Land berichten dürften. Gerade auch im Hinblick
auf die Olympischen Spiele in Peking müsse massiver internationaler Druck auf China
ausgeübt werden, damit sich die Menschenrechtslage verbessert. Lobsang Gyalpo von
„Save Tibet“ forderte, dass die olympische Fackel, die in den nächsten Wochen durch
China tourt, nicht nach Tibet gebracht werden dürfe. Auch sollten westliche Repräsentanten
die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele boykottieren. Der Aufstand der Tibeter
sei ein „Schrei der Hoffnungslosigkeit eines sterbenden Volkes“, so Gyalpo. Schon
jetzt würden in Tibet mehr Chinesen als Tibeter leben. Die tibetische Kultur sei kaum
noch zu retten; wenn, dann nur im Exil. - Rektor Petrus Bsteh von der Kontaktstelle
für Weltreligionen strich die kulturell-religiöse Dimension Tibets hervor. Religiöse
Tradition schaffe Authentizität eines Volkes. China habe wohl auch schon erkannt,
welchen Schaden die Kulturrevolution durch die Vernichtungen des religiösen und kulturellen
Erbes des Landes angerichtet habe. Die Bewahrung und Pflege der kulturellen Tradition
Tibets sei deshalb auch im Eigeninteresse Chinas. Die Kirche werde sich auch weiterhin
für das Anliegen des tibetischen Volkes einsetzen.