Das süditalienische
Kalabrien wird seit Tagen von Gewalt erschüttert. Die Fehde zwischen rivalisierenden
Mafiaclans der 'Ndrangheta in Kalabrien ist erneut eskaliert. Schon im Jahr 2007 sorgten
die Clans für Aufsehen, als ihr Streit zu einem Sechsfach-Mord in einer Pizzeria in
Duisburg führte. Nun kam es im Süden Italiens in nur sechs Tagen zu fünf Morden. -
Zu den Opfern der Auseinandersetzung gehört der 37 Jahre alte Boss Luca Megna, der
am Ostersamstag nahe der Stadt Crotone erschossen wurde. Die fünfjährige Tochter wurde
dabei verletzt, sie liegt seitdem im Koma. Racheaktionen forderten weitere Todesopfer
und Schießereien auf offener Straße. Das „Hinschlachten muss ein Ende haben“, heißt
es in einem Appell der katholischen Kirche der Region. Auch die Regierung müsse etwas
für den sich selbst überlassenen Süden tun, fordert der Erzbischof von Crotone. Die
Gewalt, so aggressiv sie sei, gehe nur von einer Minderheit in der Bevölkerung aus,
betont Domenico Graziani gegenüber Radio Vatikan: „Die Menschen können nicht
mehr. Das ist eine Form der Unterdrückung, von der man sich befreien muss. Ich wäre
bereit, mit den Familien der Mafia-Mitglieder zu sprechen. Ich denke sogar, dass sie
gesprächsbereit wären. Nur bislang gibt es kaum Gespräche, der Dialog muss erst angebahnt
werden.“ Die Kirche werde alles tun, um der Gesellschaft zu helfen, diese Krisis
zu überwinden, so der Erzbischof. „Wir sind am Scheidepunkt. Entweder es wird
besser, oder es wird schlechter. So kann es nicht mehr weitergehen. Wir müssen uns
damit auseinandersetzen, müssen uns wieder neu für unsere Identität, unsere Fähigkeiten
und unser Land öffnen. Bislang sind wir – auf der Suche nach einer Lösung für den
Süden Italiens – nichts als ausgenutzt worden. In den Herzen der Calabresen hat das
enormen anthropologischen Schaden angerichtet. Den gilt es jetzt zu reparieren.“ Der
Wille sei da, jetzt brauche es konkrete Schritte aller Beteiligten, sagt der Erzbischof
der ’Ndrangheta-Region Crotone. (rv 29.03.2008 bp)