Der Rabbiner David Rosen kritisiert die israelische Regierung. Sie habe ihren Unterhändlern
mit dem Vatikan „kein klares und explizites Mandat“ gegeben, um das Grundlagenabkommen
von 1993 umzusetzen. Darum seien Verhandlungen über den Status der Kirche in Israel
auch nach mehr als zehn Jahren noch zu keinem Ergebnis gekommen. Rosen, der ein
Internationales Jüdisches Komitee für interreligiöse Begegnung leitet, äußerte sich
im Gespräch mit der Online-Zeitung „Terrasanta“ der Franziskaner-Kustodie von Jerusalem.
Neben einer „gewissen Inkompetenz“ bei den isarelischen Unterhändlern sieht Rosen
auch den Wunsch der Regierung von Tel Aviv, der katholischen Kirche keine zu große
Extra-Behandlung im Heiligen Land zuteil werden zu lassen. Der Rabbiner gehörte selbst
zur israelischen Delegation, die 1993 das bahnbrechende Grundlagenabkommen mit dem
Vatikan aushandelte. Es führte zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen des Heiligen
Stuhles mit Israel und machte auch den Weg für einen Papstbesuch im Heiligen Land
frei. Rosen wörtlich: „Das ist das wahre Problem: Die Bürokraten wollen keinen Präzedenzfall
schaffen, sie wollen vor allem der Kirche keine Vorteile bieten, die im jüdischen
Staat weder Juden noch Moslems haben. Und die Politiker geben ihnen keine klaren Instruktionen
– auch weil sie die Prämissen nicht verstehen, unter denen damals das Grundlagenabkommen
eingegangen wurde.“ Der Vatikan hat immer wieder seinen Unmut darüber ausgedrückt,
dass Eigentumsfragen und rechtlicher Status der Kirche in Israel nicht geklärt sind.