Trotz mehrerer Absagen von jüdischer Seite bleibt das Programm des Osnabrücker Katholikentags
zum christlich-jüdischen Dialog im geplanten Umfang erhalten. „Alle 21 Veranstaltungen
finden statt“, sagte der Pressesprecher des Zentralkomitees der deutschen Katholiken,
Theodor Bolzenius, am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur. Als zusätzliche
Referenten wurden laut Bolzenius Mecklenburg-Vorpommerns Landesrabbiner William Wolff
und der Heidelberger jüdische Historiker Uri Kaufmann gewonnen. Der Vorsitzende der
Allgemeinen Rabbinerkonferenz des Zentralrats der Juden in Deutschland, Henry Brandt,
wird eine weitere Veranstaltung übernehmen. Der Sprecher bedauerte erneut, dass es
wegen der vom Papst geänderten lateinischen Karfreitagsbitte für die Juden zu den
Absagen gekommen sei.
Derweil hat auch der jüdische Soziologe Gerhard Amendt
seine Teilnahme am Katholikentag abgesagt. Durch den Aufruf zur Missionierung der
Juden in der Karfreitagsfürbitte gelangten „antijüdische Ressentiments bis hin zur
Tötung der 'Christusmörder' wieder zu Amt und Würde“, schrieb Amendt am Mittwoch in
einem Brief. Der 68-Jährige lebt in Wien und ist Leiter des Bremer Instituts für Geschlechter-
und Generationenforschung. Er sollte in Osnabrück einen Vortrag über seine Forschungen
zur Situation geschiedener Väter halten.