2008-03-23 16:05:00

D: Kirchen rufen an Ostern zu Frieden und Schutz des Lebens auf


In Osterpredigten und -botschaften haben Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland zu Frieden und zum Schutz des Lebens aufgerufen. Einen weiteren Schwerpunkt bildete der Appell an
die Christen, ihren Glauben und die damit verbundenen Wertevorstellungen in die aktuellen gesellschaftlichen Debatten einzubringen.
Der Freiburger Erzbischof und neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, warnte in seiner Osterpredigt im Freiburger Münster vor einem unachtsamen Medienkonsum. Ein jeder solle die Freiheit nutzen, rechtzeitig den Abschaltknopf zu bedienen.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, kritisierte in seiner Predigt im Berliner Dom eine Verdrängung des Todes, wie sie in den Bereichen der Reproduktionsmedizin und der regenerativen Medizin bisweilen suggeriert werde. Dies seien Ansichten von Fantasten, so Huber. Der Tod gehöre zum Menschsein, aber er habe mit der Auferstehung Jesu seine bestimmende Autorität verloren.
Ähnlich äußerte sich der katholische Berliner Kardinal Georg Sterzinsky. Die christliche Botschaft von der Auferstehung stehe im Widerspruch zu einem ungebremsten Verbrauch menschlicher Embryonen und zu aktiver Sterbehilfe. Auch der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, kritisierte in scharfen Worten die Diskussion um die Nutzung embryonaler Stammzellen für die Forschung, die durch Tötung menschlicher Embryos gewonnen werden. „Wo menschliches Leben zum Stoff und zur Materie degradiert wird, wird eine Tür geöffnet, die wir geschlossen halten müssen.“
Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml verurteilte faule Kompromisse um irdischer Vorteile willen, wie dies gegenwärtig in der Debatte um die Stammzellen passiere. Die heutige Menschheit erwarte von den Christen ein neuerliches überzeugendes Zeugnis der Auferstehung Jesu Christi, so Schraml. Der Essener Bischof Felix Genn nannte den Glauben eine Lebenskraft, „die stärker ist als jede Dosis von Vitaminen“. Diese Kraft gebe jedem Menschen Lebensrecht, „gerade dem Embryo und dem unheilbar Kranken“.
Zum Kampf gegen „jedwede Todesproduktion“ rief der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen auf. Er mahnte zum Aufstand gegen alle Formen eines «vorzeitigen gesellschaftlich wie politisch, wirtschaftlich wie militärisch organisierten Todes». Dazu gehörten die Tötung und Verzweckung ungeborenen menschlichen Lebens und die sogenannte aktive Sterbehilfe. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann forderte ein Eintreten für den umfassenden Lebensschutz. Mit Sorge beobachte er den gesellschaftlichen Wandel, nicht nur in Bezug auf den Umgang mit dem Embryo, sondern auch auf den Wandel in der Bestattungskultur.
Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst mahnte Christen zu mehr Zivilcourage. Der Osterglaube lehre, die Spiralen von Gewalt zu durchbrechen und mit Mut für den Frieden aufzustehen, sowohl im eigenen Lebensumfeld als auch weltweit. In Eichstätt rief Bischof Gregor Maria Hanke die Christen dazu auf, die Stimme zu erheben, wenn Menschen wie in Tibet politisch unterdrückt oder wie in Teilen Lateinamerikas wirtschaftlich ausgebeutet würden. Auch der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff rief die Christen auf, für den Osterglauben einzutreten. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nannte Ostern eine Einladung an alle Religionen, den Dialog zu pflegen.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner stellte die Bedeutung des Glaubens an die Auferstehung Christi heraus. «In uns allen ist der Osterglaube immer noch zu schwach». Die Welt brauche «österliche Menschen, die einmal eine andere Meinung haben als die Mehrheit, die nicht alles mitmachen, was die anderen tun, sagen und denken». Nach den Worten des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker kann der Glaube an die Auferstehung überdies Kraft geben, persönliches Leid zu ertragen und Angst vor dem Morgen zu überwinden.
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann warnte in seiner Osterpredigt davor, die Begriffe von Auferweckung und Auferstehung zu sehr in menschliche Vorstellungswelten zu übertragen. «Wenn wir die Worte in diesem Bereich überdehnen, sagen sie nichts mehr und werden eher lächerlich». Deswegen komme die Osterbotschaft «bis zum heutigen Tage immer wieder an diese rasch erreichte Grenze des Verstehens», so der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst beklagte eine Tendenz zur Glaubensferne. Es gebe die Versuchung, Fenster des Glaubens zu verdunkeln, «den Vorhang zuzuziehen, weil das Licht von Ostern manchen in seiner Leuchtkraft vielleicht doch zu hell ist». Diesem Trend sollten Christen die Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu entgegensetzen. Auch der Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa, verurteilte kirchenfeindliche Tendenzen. «Aggressiver denn je» versuchten Kritiker Kirche und Glauben mit Hohn und Spott zu überziehen.
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen nahm den Israel-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in den Blick. In ihrer Rede vor der Knesset habe Merkel ihre Verantwortung betont und Vertrauen ausgesprochen. Dadurch könne sogar eine «so abgrundtief belastete Beziehung» wie die zwischen Deutschen und Juden lebendig werden, erklärte der Erzbischof. Er rief die Christen dazu auf, gerade vor dem Hintergrund der Osterbotschaft ähnlich zu handeln.
Der Erfurter Bischof Joachim Wanke warnte in seiner Osterbotschaft vor Extremismus. Nationalistische und sozialistische Experimente hätten unzählige Menschenleben gekostet, sagte Wanke. Die Osterbotschaft sei dagegen nicht nur für eine Gruppe bestimmt, sondern eine Botschaft der Hoffung und Befreiung für alle.

(kna 23.03.2008 mc)








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