D: Kirchen rufen an Ostern zu Frieden und Schutz des Lebens auf
In Osterpredigten und -botschaften haben Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland
zu Frieden und zum Schutz des Lebens aufgerufen. Einen weiteren Schwerpunkt bildete
der Appell an die Christen, ihren Glauben und die damit verbundenen Wertevorstellungen
in die aktuellen gesellschaftlichen Debatten einzubringen. Der Freiburger Erzbischof
und neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, warnte in
seiner Osterpredigt im Freiburger Münster vor einem unachtsamen Medienkonsum. Ein
jeder solle die Freiheit nutzen, rechtzeitig den Abschaltknopf zu bedienen. Der
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber,
kritisierte in seiner Predigt im Berliner Dom eine Verdrängung des Todes, wie sie
in den Bereichen der Reproduktionsmedizin und der regenerativen Medizin bisweilen
suggeriert werde. Dies seien Ansichten von Fantasten, so Huber. Der Tod gehöre zum
Menschsein, aber er habe mit der Auferstehung Jesu seine bestimmende Autorität verloren. Ähnlich
äußerte sich der katholische Berliner Kardinal Georg Sterzinsky. Die christliche Botschaft
von der Auferstehung stehe im Widerspruch zu einem ungebremsten Verbrauch menschlicher
Embryonen und zu aktiver Sterbehilfe. Auch der Erzbischof von München und Freising,
Reinhard Marx, kritisierte in scharfen Worten die Diskussion um die Nutzung embryonaler
Stammzellen für die Forschung, die durch Tötung menschlicher Embryos gewonnen werden.
„Wo menschliches Leben zum Stoff und zur Materie degradiert wird, wird eine Tür geöffnet,
die wir geschlossen halten müssen.“ Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml verurteilte
faule Kompromisse um irdischer Vorteile willen, wie dies gegenwärtig in der Debatte
um die Stammzellen passiere. Die heutige Menschheit erwarte von den Christen ein neuerliches
überzeugendes Zeugnis der Auferstehung Jesu Christi, so Schraml. Der Essener Bischof
Felix Genn nannte den Glauben eine Lebenskraft, „die stärker ist als jede Dosis von
Vitaminen“. Diese Kraft gebe jedem Menschen Lebensrecht, „gerade dem Embryo und dem
unheilbar Kranken“. Zum Kampf gegen „jedwede Todesproduktion“ rief der Fuldaer
Bischof Heinz Josef Algermissen auf. Er mahnte zum Aufstand gegen alle Formen eines
«vorzeitigen gesellschaftlich wie politisch, wirtschaftlich wie militärisch organisierten
Todes». Dazu gehörten die Tötung und Verzweckung ungeborenen menschlichen Lebens und
die sogenannte aktive Sterbehilfe. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann forderte
ein Eintreten für den umfassenden Lebensschutz. Mit Sorge beobachte er den gesellschaftlichen
Wandel, nicht nur in Bezug auf den Umgang mit dem Embryo, sondern auch auf den Wandel
in der Bestattungskultur. Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst mahnte Christen
zu mehr Zivilcourage. Der Osterglaube lehre, die Spiralen von Gewalt zu durchbrechen
und mit Mut für den Frieden aufzustehen, sowohl im eigenen Lebensumfeld als auch weltweit.
In Eichstätt rief Bischof Gregor Maria Hanke die Christen dazu auf, die Stimme zu
erheben, wenn Menschen wie in Tibet politisch unterdrückt oder wie in Teilen Lateinamerikas
wirtschaftlich ausgebeutet würden. Auch der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff
rief die Christen auf, für den Osterglauben einzutreten. Der Bamberger Erzbischof
Ludwig Schick nannte Ostern eine Einladung an alle Religionen, den Dialog zu pflegen. Der
Kölner Kardinal Joachim Meisner stellte die Bedeutung des Glaubens an die Auferstehung
Christi heraus. «In uns allen ist der Osterglaube immer noch zu schwach». Die Welt
brauche «österliche Menschen, die einmal eine andere Meinung haben als die Mehrheit,
die nicht alles mitmachen, was die anderen tun, sagen und denken». Nach den Worten
des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker kann der Glaube an die Auferstehung
überdies Kraft geben, persönliches Leid zu ertragen und Angst vor dem Morgen zu überwinden. Der
Mainzer Kardinal Karl Lehmann warnte in seiner Osterpredigt davor, die Begriffe von
Auferweckung und Auferstehung zu sehr in menschliche Vorstellungswelten zu übertragen.
«Wenn wir die Worte in diesem Bereich überdehnen, sagen sie nichts mehr und werden
eher lächerlich». Deswegen komme die Osterbotschaft «bis zum heutigen Tage immer wieder
an diese rasch erreichte Grenze des Verstehens», so der ehemalige Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz. Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst
beklagte eine Tendenz zur Glaubensferne. Es gebe die Versuchung, Fenster des Glaubens
zu verdunkeln, «den Vorhang zuzuziehen, weil das Licht von Ostern manchen in seiner
Leuchtkraft vielleicht doch zu hell ist». Diesem Trend sollten Christen die Botschaft
von Tod und Auferstehung Jesu entgegensetzen. Auch der Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa,
verurteilte kirchenfeindliche Tendenzen. «Aggressiver denn je» versuchten Kritiker
Kirche und Glauben mit Hohn und Spott zu überziehen. Der Hamburger Erzbischof Werner
Thissen nahm den Israel-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in den Blick.
In ihrer Rede vor der Knesset habe Merkel ihre Verantwortung betont und Vertrauen
ausgesprochen. Dadurch könne sogar eine «so abgrundtief belastete Beziehung» wie die
zwischen Deutschen und Juden lebendig werden, erklärte der Erzbischof. Er rief die
Christen dazu auf, gerade vor dem Hintergrund der Osterbotschaft ähnlich zu handeln. Der
Erfurter Bischof Joachim Wanke warnte in seiner Osterbotschaft vor Extremismus. Nationalistische
und sozialistische Experimente hätten unzählige Menschenleben gekostet, sagte Wanke.
Die Osterbotschaft sei dagegen nicht nur für eine Gruppe bestimmt, sondern eine Botschaft
der Hoffung und Befreiung für alle.