Mit einer feierlichen Messe hat Papst Benedikt XVI. am frühen Donnerstagabend des
Letzten Abendmahls Jesu gedacht. Bei dem Gottesdienst in der römischen Lateranbasilika
wusch er zwölf Priestern die Füße, wie es Jesus laut Überlieferung bei seinen Aposteln
tat. Als Zeichen der unverdienten Gemeinschaft mit Gott und als Beispiel für den
Dienst am Nächsten sei die Fußwaschung charakteristisch für das Wesen des Christentums,
erläuterte der Papst. Die Größe Gottes bestehe «im Abstieg, in der Demut des Dienstes,
in der Radikalität der Liebe bis zur völligen Selbstentäußerung». Der christliche
Glaube sei «mehr und Anderes» als Moralismus, betonte Benedikt XVI. Am Anfang des
Christentums stehe nicht die moralische Fähigkeit des Menschen, sondern das Geschenk
Gottes. Zugleich rief der Papst zu Umkehr und Buße auf. Trotz ihrer Taufe müssten
sich Christen immer wieder durch die Beichte und das Sakrament der Versöhnung von
täglichen Sünden reinigen. Das Kirchenoberhaupt warnte vor Halbwahrheiten und Lügen,
die die Seele kontaminierten und den Menschen zum Wahren und Guten unfähig machten:
«Tag für Tag werden wir gleichsam von vielfältigem Schmutz bedeckt, von leeren Worten,
Vorurteilen, verkürzter und verfälschter Weisheit.» Demgegenüber seien die Worte Jesu
im Evangelium eine «Reinigung der Seele, des inneren Menschen», so Benedikt XVI. Die
Kollekte der Abendmahlsfeier war in diesem Jahr für das Waisenhaus «La Edad de Oro»
in Kubas Hauptstadt Havanna bestimmt. Im Vorjahr gingen die Spenden der Gründonnerstagsmesse
im Lateran an ein Gesundheitszentrum in Somalia. Mit dem Erlös wurden laut Bericht
der Vatikan-Zeitung «Osservatore Romano» zwei Monate lang rund 8.500 Patienten medizinisch
betreut. Mit der großen Liturgie im Lateran begannen die Papst-Feiern zum sogenannten
österlichen Triduum. An diesen drei Tagen bis Ostersonntag erinnert die katholische
Kirche an die Einsetzung der Eucharistie durch Christus, an sein Leiden und Sterben
am Kreuz und an seine Auferstehung.