Der Lateinische Patriarch
im Heiligen Land, Michel Sabbah, hat am Mittwoch beim Papst seinen Rücktritt eingereicht,
wie es das Kirchenrecht vorsieht. An diesem Tag wird er 75 Jahre alt. Sabbah ist der
erste Palästinenser in diesem Amt. Der Patriarch ist bekannt für seinen Einsatz für
die Interessen der Palästinenser, zugleich war er immer ein entschiedener Gegner von
Gewalt. Sabbah gegenüber Radio Vatikan:
„Wir erleben hier einen endlosen
Konflikt. Israelis bringen Palästinenser um, Palästinenser töten Israelis. Es sind
schon mehrere Jahrzehnte vergangen, und dennoch befinden wir uns immer noch in dieser
Situation. Die Gespräche von Anapolis schienen einen Fenster der Hoffnung geöffnet
zu haben, und an den Ergebnissen halten wir hier fest – auch nach den neuerlichen
Gewaltausbrüchen. Doch wir wissen nicht, ob wir bis zum Ende dieses Jahres wirklich
einen Frieden erlangen werden.“
Sabbah rechnet damit, mindestens für die
bevorstehenden Osterfeiertage noch im Amt zu bleiben. Sein Nachfolger wird wieder
ein Palästinenser sein, Erzbischof Fouad Twal. Sabbah wurde am 11. Dezember 1987 von
Johannes Paul II. zum Patriarchen von Jerusalem ernannt. Sabbahs Rückblick auf seine
Amtsführung:
„Mir sind die Zahlen wichtig. Denn die absolute Anzahl Christen
im Nahen Osten bleibt konstant, wir stellen sogar eine leichte Zunahme fest. Doch
der Anteil an der Bevölkerung sinkt: Vor vielen Jahren stellten wir 15 bis 20 Prozent.
Mittlerweile sind wir aber nur noch rund zwei Prozent der Menschen, die hier leben.
Viele befürchten, dass wir in Zukunft aussterben werden. Doch ich sage: Wir werden
hier niemals aussterben.“