2008-03-16 14:28:21

Benedikt XVI. feiert Palmsonntagsliturgie – Aufruf zur Selbstkritik


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. ermuntert die Kirche am Beginn der Karwoche zur Selbstkritik. Die Christen müssten sich fragen, ob ihr Glaube offen für Suchende und frei von falschen Götzen sei, betonte der Papst in seiner Predigt zum Palmsonntag. Trotz kühler Witterung hatten sich zu der Messe rund 20.000 Menschen auf dem Petersplatz versammelt.

„Ist unser Glaube rein genug und offen, so dass auch die „Heiden“ – also Menschen, die auf der Suche sind und ihre Fragen haben – das Licht des einzigen Gottes ahnen können, sich in den „Vorhöfen des Glaubens“ unserem Gebet anschließen können und dass auch sie mit ihrem Fragen zur wahren Anbetung Gottes gelangen?

 
Der Papst war in seiner Ansprache vom biblischen Tempelkult ausgegangen. In den „Vorhöfen“ hätten sich auch Nichtjuden dem einen Gott nähern können. Mit Blick auf die Geschichte von der Tempelaustreibung der Händler durch Jesus müsse man sich kritisch fragen, ob Habgier nicht auch die Lebenspraxis von Christen einholten, so Benedikt XVI.

 
„Lassen wir nicht auch in die Welt unseres Glaubens auf verschiedene Weise Götzen eindringen? Sind wir bereit, uns immer wieder neu vom Herrn reinigen zu lassen, indem wir Ihm erlauben, all das aus uns und der Kirche auszutreiben, was Ihm entgegensteht?“

Wie wahre Gottesverehrung funktioniere, könne man am Schicksal Jesu ablesen:

„Jesus zeigt Gott als den Liebenden, und seine Macht als die der Liebe. Und so sagt er uns, was für immer die wahre Gottesverehrung ausmachen wird: das Heilen, das Dienen und die Güte, die wieder aufbaut.“

Der Papst warnte vor einem Hochmut, der Gott als Konkurrenten des Menschen erscheinen lasse.

„Um Gott zu begegnen, muss man dazu fähig werden, mit dem Herzen zu sehen. Wir müssen lernen, mit einem jungen Herzen zu sehen, das nicht von Vorurteilen behindert und das nicht von Interessen geblendet wird. Deswegen hat die Kirche in den Kindern, die mit einem solchen freien und offenen Herzen Ihn erkennen, ein Vorbild der Gläubigen aller Zeiten erkannt, ihr eigenes Bild.“

Zu Beginn des Gottesdienstes hielt Benedikt XVI. auf dem Petersplatz die traditionelle Palmprozession, die an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. Begleitet wurde er von 270 Jugendlichen, im Vorausblick auf den Weltjugendtag, der vom 15. bis 20. Juli im australischen Sydney stattfindet. Am Palmsonntag 1984 hatte sein Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) erstmals die Jugend der Welt auf den Petersplatz eingeladen. Aus der Begegnung mit 300.000 jungen Katholiken ging später die Initiative zu den regelmäßigen Großtreffen hervor.
Benedikt XVI. trug bei der Prozession ein Gewand aus goldbesticktem roter Seidendamast, das einem liturgischen Kleidungsstück von Leo X. (1513-1521) nachgebildet war. Das Originalgewand des Medici-Papstes, eines Sohnes Lorenzo des Prächtigen, wird in Florenz aufbewahrt.

(rv / kna 16.03.2008 mc)









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