2008-03-14 13:48:46

Italien: Chiara Lubich tot - Papst würdigt Fokolare-Gründerin


RealAudioMP3 Am Freitag ist Chiara Lubich, die Gründerin und Präsidentin der internationalen Fokolar-Bewegung, im Alter von 88 Jahren verstorben. Papst Benedikt würdigte in einem Beileidstelegramm ihr Lebenswerk, das geprägt sei von ihrer „Liebe zum gekreuzigten Herrn, und ihren unermüdlichen Einsatz für die Einheit der Kirche, für die Ökumene und für die Brüderlichkeit unter den Völkern“. In ihrem Einsatz für die Bedürfnisse des Menschen von heute habe sie immer „treu die volle Einheit mit Papst und Kirche bewahrt“.
Lubich hatte 1943 den Anstoß zu einer Bewegung gegeben, die heute in 182 Ländern verbreitet ist. Eine Würdigung von Pater Max Cappabianca OP.

Als erstes von vier Kindern in einer Arbeiterfamilie in Trient geboren, prägten Chiara Lubich ihre Eltern: der Vater Sozialist, die Mutter überzeugte Katholikin – beide vermittelten ihr eine hohe Sensibilität für soziale Gerechtigkeit und einen tiefen christlichen Glauben. Während des Zweiten Weltkriegs bildet sich um Chiara Lubich ein Kreis von jungen Menschen, die für die Einheit leben wollen, welche Jesus von seinem Vater erbeten hatte. Archivaufnahmen:
 „Das ist die Lehre der Einheit, die Lehre von jenem Traum Jesu, die ganze Welt zur Einheit zu führen und zu einer weltweiten Brüderlichkeit. Wir müssen natürlich von den Christen ausgehen. Aber Jesus ist für alle gestorben – deswegen müssen wir alle erreichen, wenn wir Jesus wirklich lieben.“

 
Die Fokolar-Bewegung ist aber nicht nur allein eine „geistliche“ Gemeinschaft, sondern sie will auch gesellschaftlich-soziale Strukturen verändern.
 
„Weil die Gegenwart Jesu unter denen, die in seinem Namen versammelt sind, erleuchtet und Weisheit schenkt. Diese Weisheit wirkt sich in allen Lebensbereichen aus und verwandelt alles. Der mystische Leib Christi wird zu einem sozialen, ja zu einem politischen Leib.“
Schon früh entstanden auch in Deutschland Fokolargemeinschaften, zu denen Verheiratete und Unverheiratete, Laien und Priester gehören. Manfred Kögler ist einer der Verantwortlichen für die Bewegung in Ostdeutschland. 
„Sie ist über zwanzig Mal in Deutschland gewesen und hat dort, wie sie das ausdrückte, eine doppelte Trennung wahrgenommen: die religiöse Trennung der Kirchen durch die beiden Konfessionen und auch die politische Trennung. Und da ihr Ideal Jesus am Kreuz war, der verlassen schreit „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen“, hat sie in dieser Trennung immer einen Ausdruck von dieser Verlassenheit Jesu gesehen und hat sich hier unwahrscheinlich engagiert.“
Zu den Initiativen der Bewegung gehört unter anderen die Mitverantwortung für das Ökumenische Lebenszentrum in Ottmaring bei Augsburg, der Prozess „Miteinander für Europa“ von Bewegungen und Gemeinschaften aller Kirchen, das Projekt „Wirtschaft in Gemeinschaft“ sowie die überparteiliche Dialogplattform „Forum Politik und Geschwisterlichkeit“. 
Manfred Kögler war in Rocca di Papa dabei, als Chiara Lubich starb.
 
„Am Donnerstag Nachmittag sind ihre ersten Gefährtinnen, die mit ihr die Bewegung vor über 60 Jahren begonnen haben, bei ihr gewesen, und dann hat sich eine Prozession gebildet von allen, die hier in Rocca di Papa zur Bewegung gehören. Dann kamen – eben wie ich – aus Ostdeutschland, den neuen Bundesländern und aus ganz Europa und auch aus Übersee Leute an; und wir konnten sie alle noch einmal grüßen. Wir sind da an ihrem Bett vorbei gegangen. Manche haben sich hingekniet, manche haben ihr noch etwas gesagt. Sie hat auch bis zum letzten Moment noch Zeichen gegeben, dass sie das verstanden hat. Am Morgen um zwei Uhr ist sie dann ganz friedlich entschlafen. Deswegen ist hier im Zentrum der Fokolarbewegung eine sehr friedliche, gefasste Stimmung - ich würde sagen: eine Stimmung der Auferstehung. Was uns am meisten beeindruckt und packt, ist die tiefe Dankbarkeit für alles, was sie für uns getan hat, für die Kirche und für die Welt.“
Die Fokolar-Bewegung wird laut Statut immer eine Frau an ihrer Spitze haben, um den Laiencharakter zu verdeutlichen.
 „Unser verstorbener Papst Johannes Paul II. hat das gewünscht, er hat das anerkannt in Erinnerung auch an Maria: Das Werk Mariens möchte Gegenwart von Maria in der Kirche sein - Maria, die ja das Modell der Laien ist.“
Weltweit umfasst die Fokolar-Bewegung mehr als zwei Millionen Freunde, davon 141.400 in festen Gruppen. In Deutschland sind es 37.000 Freunde, von denen knapp 5.000 zum Mitarbeiterkreis zählen. Mehr Informationen unter: www.focolare.org.

Die Beerdigung wurde auf Dienstag, 18. März festgelegt. Der Abschiedsgottesdienst wird um 15 Uhr in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern stattfinden.

(rv 14.03.2008 mc)







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