Vatikan: Christlich-islamischer Dialog wird Politik beeinflussen
Der Dialog muss konkret
werden, Schwierigkeiten künftig schon im Keim erstickt werden, sagt Kurienkardinal
Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Dialograts, und bezieht sich auf das
christlich-islamische Forum, das im November in Rom erstmals zusammentreten soll.
24 Katholiken und 24 Moslems nehmen daran teil. Schlusspunkt des Treffens in Rom ist
eine Papstaudienz. Die Islamvertreter gehören zu den 138 Gelehrten, die im Oktober
letzten Jahres den Brief an Benedikt XVI. und andere christliche Religionsführer gesandt
hatten. Das Dialogangebot wurde aufgenommen, vergangene Woche saßen fünf Islamführer
und eine Delegation mit Kardinal Tauran an der Spitze im Vatikan zusammen. „Wir
haben uns für diese offene Dialogform entschieden, dieses Forum, das uns nicht nur
regelmäßige Treffen erlaubt, sondern uns ermöglicht, stets zur Stelle zu sein und
etwaige Missverständnisse oder Krisen sofort zu lösen. Das ist effektive Zusammenarbeit
und Ausdruck eines verbesserten Klimas.“ Gegenstand des Dialogs sollen neben
den spirituellen und theologischen Themen eben die konkreten Fragen sein: Tauran spricht
von „Gegenseitigkeit“ und der schwierigen Situation vieler Christen in arabischen
Ländern. Kirchen, oder Räume, wo Christen ihren Glauben praktizieren können, seien
wichtig, so seien Christen und Moslems sich einig: „Das ist das mindeste, was
man verlangen kann- umso mehr, da die Islamvertreter besonders betont haben, dass
der Koran in Sachen Religion keinen Zwang kennt.“ Eine ähnliche Antwort hatte
Tauran auch beim Treffen mit der obersten Autorität des sunnitischen Islams, die Al-Azhar-Universität
in Kairo erhalten. Er hofft auf die konkreten Konsequenzen des christlich-islamischen
Austauschs: „Wenn wir einen dauerhaften, strukturierten interreligiösen Dialog
führen, dann muss der Widerhall finden, vor allem bei den Staatschefs. Die werden
eher geneigt sein, die Situation zu beobachten und internationales Recht geltend zu
machen.“ Die „Regensburger Rede“ des Papstes, die Kritikwellen und anschließende
Aussprachen erst losgelöst hatte, sorge nicht mehr länger für Unverständnis, so Tauran
nach der Dialogrunde im Vatikan. „Regensburg wurde kaum angesprochen. Ich denke,
dass der Papst klargestellt hat, was er sagen wollte und die Missverständnisse sind
inzwischen überwunden.“ (rv 12.03.2008 bp)