Schulter an Schulter
saßen sie zum ersten Mal gemeinsam auf dem Podium: Erzbischof Robert Zollitsch, der
neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, und sein Kollege von der Evangelischen
Kirche, Bischof Wolfgang Huber. Das Medieninteresse war dementsprechend groß: Viele
Fernsehkameras und Blitzlichtgewitter. Doch das Anliegen des ersten gemeinsamen Auftritts
war nicht, Einmütigkeit zu demonstrieren, sondern ein anderes: Beide stellten am Freitag
das Motto der „Woche für das Leben“ 2008 vor. Das bestimmende Leitthema dieser gemeinsamen,
ökumenischen Aktion wird ab April das Thema „Gesundheit“ sein. Zollitsch sagte
vor Journalisten: „Ich hätte mir gewünscht, wir hätten eine gemeinsame Position konsequent
vertreten.“ Für die katholische Kirche sei „das Leben unverfügbar“. Daher lehne sie
die Forschung mit embryonalen Stammzellen ab und könne folglich auch einer Stichtagsregelung
für den Import solcher Zellen nicht zustimmen. Hier gebe es „Unterschiede zwischen
einem katholischen und einem evangelischen Bischof“, so der Freiburger Erzbischof.
Huber argumentierte, die einmalige Verschiebung des Stichtages, für die er sich bereits
2006 ausgesprochen hatte, erhalte den Stammzell-Kompromiss des Bundestages von 2002.
Der Bundestag will nach Ostern über eine mögliche Lockerung des Stammzellgesetzes
entscheiden. Bisher dürfen deutsche Forscher nur Zelllinien benutzen, die vor 2002
im Ausland entstanden sind. Die beiden großen Kirchen in Deutschland forderten
die Politik nachdrücklich dazu auf, die Regelungen für Spätabtreibungen ändern. Bischof
Huber sprach von einem „inakzeptablen Missstand“. Erzbischof Zollitsch kritisierte
eine gewaltige Lücke im Gesetz. Es könne nicht heißen, dass heutzutage nur noch absolut
gesunde Kinder das Licht der Welt erblicken dürfen, meinte der Erzbischof. Die katholische
Kirche würde sich noch andere Änderungen bei der Abtreibungsgesetzgebung wünschen,
dieser Punkt sei aber am dringendsten. (domradio/rv 08.03.2008 mg)