Wechsel in Wien: Papst
Benedikt nimmt den altersbedingten Rücktritt von Weihbischof Helmut Krätzl an. Zu
seinem Nachfolger ernannte der Papst an diesem Donnerstag Stephan Turnovszky. Der
im schweizerischen Luzern geborene Turnovszky ist 43 Jahre alt; er hat in Wien und
Toulouse studiert und ist seit Juni 1998 Priester des Erzbistums Wien. Seine bisherigen
Seelsorge-Stationen waren Wien-Jedlesee, Stockerau, Großmugl und Herzogbirbaum. Seit
drei Jahren war er Pfarrer in Baden-Leesdorf.
Kardinal Christoph Schönborn
von Wien sagte in einer ersten Reaktion: „Ich bin sehr froh, dass ein guter Seelsorger
als neuer Weihbischof für Wien ernannt worden ist“. Mit der Ernennung Turnovszkys
gehe die „Verjüngung“ des österreichischen Episkopats zielbewusst weiter. Kardinal
Schönborn wörtlich: „Wir brauchen beides, die Erfahrung der älteren und den Mut der
jüngeren“. Hören Sie in unserem Audio-Angebot die Reaktion von Kardinal
Schönborn auf die Ernennung. Und lesen Sie hier eine ausführlichere Biographie des
neuen Weihbischofs. Quelle ist in beiden Fällen die Nachrichtenagentur kathpress.
Stephan
Turnovszky wurde am 21. Juni 1964 als erstes von drei Kindern seiner Eltern geboren.
Er wuchs er in Wien-Döbling auf und besuchte dort ein humanistisches Gymnasium. Nach
der Matura studierte er an der Technischen Universität in Wien Technische Chemie.
Seit 1987 ist er aktives Mitglied des Malteser Hospitaldienstes Austria (MHDA) und
nahm auch mehrmals an der Lourdes-Wallfahrt mit behinderten Menschen teil. Als Chemiker
war er zweieinhalb Jahre im Bezirk Melk tätig, bis er seiner Berufung zum Priestertum
folgte und 1992 ins Wiener Priesterseminar eintrat. Sein Externjahr verbrachte er
1994/95 in Toulouse. 1997 weihte ihn Bischof Helmut Krätzl zum Diakon. Nach dem Diakonatsjahr
in der Pfarre Perchtoldsdorf wurde er am 29. Juni 1998 von Kardinal Christoph Schönborn
im Stephansdom zum Priester geweiht. Die ersten beiden Priesterjahre verbrachte er
als Kaplan in der Pfarre Jedlesee im 21. Wiener Gemeindebezirk. Anschließend leitete
er fünf Jahre lang die beiden Pfarren Großmugl und Herzogbirbaum im Dekanat Stockerau.
Seit 1. September 2005 ist er Pfarrer von St. Josef in Baden-Leesdorf. In St. Josef
leitet er eine überaus vitale Pfarre, die Jugend ist besonders stark ins Pfarrleben
einbezogen. Seit 2001 ist Pfarrer Turnovszky auch Mitglied des Priesterrats der Erzdiözese
Wien.
Der neue Weihbischof ist in einer religiösen Familie in Wien aufgewachsen,
schon in jungen Jahren hatte er eine enge Beziehung zur Kirche und zum Glauben. „Meine
Heimatpfarre in Wien ist eine sehr lebendige und aktive Gemeinschaft. Bereits als
Kind war ich in der Pfarrjugend und als Ministrant tätig. Nach der Matura schlug ich
zunächst trotzdem einen anderen Weg ein“, sagte Turnovszky in einem Interview. Sein
Beruf als Chemiker habe ihm große Freude bereitet, „aber da war ständig diese große
Sehnsucht nach einem mit mehr Sinn erfüllteren Leben und das Gefühl, dass Gott für
mich einen anderen Weg vorgesehen hat“.
Im Gespräch mit der Wiener Katholikenzeitung
„Der Sonntag“ schilderte Turnovszky einmal seine Berufungsgeschichte: „Für mein Priesterwerden
waren Kindheit und Jugendzeit in Döbling-St. Paul prägend, wo ich die Pfarre als Ort
christlicher Gemeinschaft erlebt habe. Pfarrer Hans Klinger, heute noch dortiger Pfarrer,
hat mir ohne viele Worte vermittelt, dass das Pfarrersein eine schöne Lebensaufgabe
ist, jedenfalls kein einsames Geschäft, in dem man schrullig wird“. Als Ministrant,
Jungscharkind, Jugendlicher habe er in St. Paul sowohl die Freude an schön gefeierter
Liturgie als auch an verlässlicher Gemeinschaft erfahren. Als er später Sehnsucht
nach religiöser Vertiefung merkte, ging er auf die Suche nach Exerzitien (geistlichen
Übungen) und geriet nach Kremsmünster. Zweimal nahm er dort an geleiteten Exerzitien
teil.
Aber auch in seiner technischen Berufstätigkeit in Krummnußbaum hatte
er, wie er selbst formulierte, „Glück“: Johann Hechtl, Altregens des St. Pöltner Priesterseminars
und emeritierter Homiletiklehrer, war dort sein Pfarrer. Ihm sei es Sonntag für Sonntag
gelungen, Brücken von der Heiligen Schrift zum Lebensalltag der Menschen zu schlagen
und so zu sprechen, „dass man kein Wort überhören wollte“. Hechtl verdanke er die
„leidenschaftliche Liebe zur Verkündigung des Evangeliums“, so Turnovszky. Der Termin
der Bischofsweihe Turnovszkys steht noch nicht fest. Als Aufgabenbereich wird er u.a.
die Begleitung der Priester übernehmen.