Das Gespräch zwischen
Katholiken und Moslems geht auf höherer Ebene weiter. Das vereinbarte Kardinal Jean-Louis
Tauran jetzt mit islamischen Gelehrten. Im Vatikan traf sich eine Delegation von Islam-Gelehrten
am Dienstag und Mittwoch mit einem vatikanischen Team. Dabei wurde die Gründung eines
„Katholisch-Islamischen Forums“ vereinbart. Es soll im November in Rom je 24 hochrangige
Vertreter der beiden Religionen zu einer Konferenz zusammenbringen. Der deutsche Jesuitenpater
Christian Troll ist einer der profiliertertesten Kenner des Islams und war beim Treffen
im Vatikan dabei. Er berichtet im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Es wird
ein dreitägiges Seminar sein: zwei Arbeitstage und ein Tag mit einem Besuch beim Papst
und einer öffentlichen Sitzung. Der muslimischen Delegation lag sehr viel daran, dass
das Hauptthema des Briefes - das Doppelgebet der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten
- dort reflektiert wird.“
Der Papst wird die Teilnehmer im Vatikan empfangen
- in welcher Form, das sei noch nicht ganz klar, sagt Pater Troll. Das Thema Gottes-
und Nächstenliebe hatte schon in dem Dialog-Brief eine Rolle gespielt, den im Oktober
letzten Jahres 138 namhafte Moslems an die Christenheit geschrieben haben. Nach Eingang
dieses Briefes hatte der Papst Interesse an einem intensiveren Dialog gezeigt. Daraufhin
hatten die Unterzeichner des Schreibens in diesen Tagen eine Delegation in den Vatikan
geschickt, um die Vorgehensweise abzusprechen. An der Spitze der islamischen Delegation
stand Scheich Abdal Hakim Murad Winter, der im britischen Cambridge lehrt; zum ersten
Mal sprechen damit Vertreter verschiedener islamischer Strömungen aus 43 Ländern mit
einer Stimme. Die Gespräche im Vatikan seien in guter Atmosphäre verlaufen, sagt Pater
Troll. „Regensburg (d.h. die Regensburger Rede des Papstes) wurde
erwähnt; das hat dann doch überrascht, wie sehr doch noch zum Ausdruck gebracht wurde,
wie sehr das schockiert habe... dass da noch Wunden offen seien und dass man dankbar
sein sollte auf unserer Seite, dass man auf muslimischer Seite jetzt zum Positiven
übergehe. So wurde das nicht gesagt, aber ich denke mal, dass der Offene Brief und
seine Thematik natürlich auch mit-bedingt sind durch die Regensburger Rede und alles,
was dann folgte. Hier wurde an einem Punkt gesagt, man solle nicht so leicht der Regensburger
Rede den Kredit geben, dass da ja so viel Positives herausgekommen sei - nein, das
sei eine Wunde.“
Aber man müsse doch auch sagen, findet Pater Troll,
„dass
die Art und Weise, wie da gesprochen wurde und wie man jetzt auf wichtige Themen kommt,
eben doch - ob man es will oder nicht - durch diesen Paradigmenwechsel im Dialog,
den die Regensburg-Rede eingeleitet hat, zustande gekommen ist. Diese Rede hat dazu
geführt, dass man jetzt mal bewußt über das Atmosphärische hinaus zu zentralen Themen
spricht.“
Der späte Termin für die Konferenz im November liege daran, dass
die islamische Seite zuvor schon viele andere Dialogkonferenzen mit anderen christlichen
Kirchen geplant habe, so Troll. Die katholische Kirche sei da „nur eine unter vielen“.