2008-03-04 15:33:38

Vatikan: Kasper warnt vor naivem Dialog


RealAudioMP3 Das Christentum muss sich mit dem Islam auseinandersetzen. Andere Religionen seien in Europa nicht mehr nur zu Gast, sagte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper an diesem Dienstag in Rom. Grundlage für den interreligiösen Dialog sei eine gute Kenntnis der eigenen Theologie und die Wahrung der eigenen Identität, so Kasper.
„Andere Religionen sind in Europa bleibend da. Der Islam ist an erster Stelle zu nennen. Das macht sehr vielen Menschen Angst. Doch wir müssen uns aktiv damit auseinandersetzen, in ein konstruktives und zugleich kritisches Gespräch eintreten, nicht in ein naives Gespräch, das nur vom ,gleichen Gott' spricht. Aber wir müssen zunächst selbst wissen, wer wir sind.“
Der Systematiker und frühere Tübinger Theologieprofessor kritisierte eine Atheismuswelle in Europa, der Christen nicht tatenlos gegenüberstehen dürften. Als Beispiel nannte Kasper die atheistische Ethik in Richard Dawkins Buch „Der Gotteswahn“.
„Wir haben jetzt eine ganz Welle von Büchern, die alle Bestseller sind, mit einem sehr aggressiven missionarischen Atheismus. Wir dürfen also nicht meinen, der Atheismus sei eine Sache des 19. Jahrhunderts, und das hätten wir überwunden. Nein, da müssen wir dagegen halten.“
Missionarischer Atheismus oder eine neu auftauchende diffuse Religiosität – beiden müsse das christliche Gottesverständnis entgegengehalten werden, so Kasper.
„Es gibt eine Rückkehr des religiösen Bewusstseins, der religiösen Sehnsucht. Religion ist auch in die öffentliche Diskussion zurückgekehrt, und der liebe Gott ist im Grunde wieder salonfähig geworden. Aber das ist oft ein sehr vages Gottesverständnis, ein Allerweltsgott, oft eine rein emotionale Angelegenheit.“
Es gibt Grund, so Kasper, Präsident des Päpstlichen Rats für die Einheit der Christen, im theologischen Schaffen und im gesellschaftlichen wie interreligiösen Dialog die Gottesfrage in den Mittelpunkt zu stellen:
„Dabei natürlich auch das ganze Problem von Glauben und Wissen: Das ist ja ein Problem, das dem gegenwärtigen Papst sehr am Herzen liegt: nicht nur ein gefühlsmäßiger Glaube, sondern ein Glaube, der sich dem Licht der Vernunft stellt, und der Gott denken will. Ich kann mir nichts faszinierenderes denken, als Gott zu denken. Gott ist etwas, was über alles Denken hinaus geht. Und das, was über alles Denken hinaus geht, noch einmal ins Denken zu erheben, das ist die große Herausforderung.“
Walter Kasper äußerte sich bei einer Pressekonferenz anlässlich der Neu-Herausgabe seines Grundlagenwerks „Der Gott Jesu Christi“ und der Präsentation einer Festschrift zu Kaspers 75. Geburtstag, den der Kardinal am Mittwoch begeht. In einem Geleitwort dankt Benedikt XVI. für Kaspers Einsatz in der Theologie und für die Kirche.
(rv 04.03.2008 bp)








All the contents on this site are copyrighted ©.