2008-02-29 18:14:06

Irak: Erzbischof von Mossul entführt


Der chaldäisch-katholische Erzbischof der nordirakischen Metropole Mossul, Paulos Faraj Rahho, ist an diesem Freitag von Unbekannten entführt worden. Nach Polizeiangaben erschossen die Entführer den Fahrer und zwei Begleiter des Erzbischofs, als dieser gerade die Heilig-Geist-Kirche im östlichen Stadtteil Al-Nour verließ. Der Erzbischof hatte in der Kirche mit den Gläubigen den Kreuzweg gebetet. Der chaldäisch-katholische Bischof von Amadiyah, Rabban al Qas, sagte in einem Telefongespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur Asianews, die Entführer hätten bereits Kontakt mit kirchlichen Stellen aufgenommen und Forderungen gestellt. „Der Erzbischof ist in den Händen der Terroristen, wir wissen nicht, wie es ihm geht“, sagte al Qas.
Bereits im Dezember 2004 war auf das Bischofshaus ein Anschlag verübt worden. Mehrere vermummte Islamisten drangen damals in das chaldäisch-katholische Ordinariat ein. Erzbischof Faraj Rahho war abwesend; die Terroristen zwangen den Sekretär des Erzbischofs, den Priester Raghid Aziz Kara, zum Verlassen des Gebäudes. Dann legten die Islamisten an mehreren Stellen des Gebäudes Sprengstoff.

In einem Interview mit Asianews hatte Erzbischof Faraj Rahho im November das „unaufhörliche Leid“ der Christen in Mossul beklagt. Die Stadt sei sowohl von den irakischen Zentralbehörden in Bagdad als auch von den Amerikanern und deren Verbündeten „sich selbst und den islamistischen Terroristen“ überlassen worden. Der Erzbischof nahm damit auf die Verfolgungsmaßnahmen der Islamisten gegen Christen in der Stadt Bezug; so werden seit dem Einmarsch der Amerikaner christliche Studentinnen gezwungen, sich „islamisch“ zu verschleiern. Zahlreiche Geschäfte, die Christen gehören und in denen auch Alkoholika verkauft wurden, fielen der Wut der Islamisten zum Opfer. Die Lage der Christen im Irak hat sich seit der US-Invasion 2003 dramatisch verschlechtert. Dutzende Kirchen wurden niedergebrannt, viele Christen ermordet, Diskriminierung und Anfeindung sind an der Tagesordnung.

Im Juni 2007 wurden ein chaldäisch-katholischer Priester und drei Diakone in Mossul unweit der Heilig-Geist-Kirche ermordet. Nach Augenzeugenberichten wurde der Mord damals von vier Bewaffneten verübt, die das Auto stoppten, in dem Pfarrer mit seinen Begleitern von der Kirche nach Hause fahren wollte. Die Terroristen zwangen die Ehefrau eines Diakons zum Aussteigen und feuerten dann ins Auto. Vor drei Jahren war bereits der syrisch-katholische Erzbischof Basile Georges Casmoussa in Mossul entführt, später aber freigelassen worden.

Mossul ist eine der wichtigsten Stätten der frühen Christenheit. Die Stadt am Tigris dürfte bereits im 2./3. Jahrhundert überwiegend christlich gewesen sein. Die Mehrheit der Christen im Irak gehört zu der mit Rom unierten chaldäisch-katholischen Kirche; ihr Oberhaupt ist der in Bagdad residierende Kardinal-Patriarch Emmanuel III. Delly.
(kap/asianews 29.02.2008 bp)








All the contents on this site are copyrighted ©.