„Die Medien übertreiben das Ausmaß und die so genannten Erfolge“ der türkischen Offensive
im Nordirak. Das berichtet ein assyrischer Pfarrer, der sich derzeit in der Region
aufhält. Allerdings sei es die Zivilbevölkerung, die „den Preis zahlt“.
In
der Gegend von Nerwa und Rekan habe das türkische Militär fünf wichtige Brücken zerstört;
in den letzten Tagen habe es dann in der Region Sidikan kurdische Dörfer angegriffen
und mindestens eine Brücke zerstört. „Die Familien haben damit begonnen, aus der Region
Sidikan zu flüchten“, so der Priester. Am Dienstag seien die Grenzregion von Sindy
und die Gegend um das christliche Dorf Dasht Takh bombardiert worden; Berichte über
Verletzte lägen bislang nicht vor. „Obwohl es bislang keine direkten Angriffe auf
bewohnte Dörfer gibt und christliche Dörfer nicht direkt bombardiert werden, fragen
sich die Leute doch sehr besorgt, worauf die Türken hinauswollen.“ Der Priester
geht von einer möglichen „Ausweitung“ der türkischen Offensive aus. Im Nordirak hielten
alle „die Sache mit der PKK“ für einen Vorwand, um die „wahren Motive“ der Türken
zu verschleiern. Diese Motive seien letztlich „die Destabilisierung der Region und
die Flucht vor den innenpolitischen Konflikten der Türkei“. Die internationale Gemeinschaft
solle auf Ankara Druck ausüben, „die Angriffe zu stoppen“. Kenner sehen kaum eine
Chance dafür, dass die Türkei ihre Offensive im irakischen Norden einstellt. Die Armee
dürfe hier „Krieg spielen“, weil sie im Gegenzug bestimmte „Islamisierungstendenzen“
in der Türkei akzeptieren müsse. „So einfach ist das offensichtlich leider.“ In den
vermeintlich sicheren Nordteil haben sich viele Iraker aus anderen Teilen des Landes
geflüchtet. Viele von ihnen gehören nicht-islamischen Minderheiten an, mit einem üterproportional
hohen Anteil chaldäischer Christen.