Anderthalb Monate vor den Parlamentswahlen ist der Streit um katholische Stimmen voll
entbrannt. Sowohl die linke „Demokratische Partei“ von Walter Veltroni als auch die
rechte „Partei der Freiheit“ von Silvio Berlusconi werben heftig um katholische Wähler.
Ein Gleiches tun kleinere Parteien, darunter auch Christdemokraten, in der politischen
Mitte. Jede Äußerung von Bischöfen oder aus dem Vatikan wird von den Medien sofort
auf politische Zwischentöne abgehorcht. Der neue Chefredakteur des „L’Osservatore
Romano“, Giovanni Maria Vian, hat jetzt in einem Zeitungsinterview katholische Kriterien
für die Wahl benannt. Dazu gehörten die Ablehnung der Sterbehilfe und der Abtreibung,
die Förderung von Ehe und Familie und die Bildungsfreiheit. Vian wertet es positiv,
dass ethische Fragen im italienischen Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen – allerdings
dürften sie auch nicht instrumentalisiert werden.