2008-02-26 13:24:38

Vatikan: Bertone on tour


Kardinal Tarcisio Bertone reist nach Armenien und Aserbaidschan. Das wurde an diesem Dienstag im Vatikan bekannt gegeben. Der Kardinalstaatssekretär will am 2. März zu seiner Reise aufbrechen und zunächst in Armenien mit „Katholikos“ Karekin II. zusammentreffen. Am 6. März reist er nach Aserbaidschan weiter, um mit Religionsführern zu sprechen und in Baku eine neue Kirche einzuweihen. Am 9. März wird die Nummer Zwei des Vatikans in Rom zurückerwartet.
Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kaukasus-Republiken hatten noch in sowjetischer Zeit mit dem Progrom an Armeniern in der azerbaidschanischen Industriestadt Sumgait am 27. Februar 1988 begonnen. Die Ereignisse von Sumgait vor 20 Jahren wirkten in der gesamten damaligen Sowjetunion als dramatisches psychologisches
"Erdbeben": Unter den Bedingungen des "realen Sozialismus" hatte sich eine Ungeheuerlichkeit ereignet, ohne dass die Miliz, das KGB, die KPdSU usw. eingegriffen hätten.
Vor 1988 hatten mehr als 500.000 Armenier in Azerbaidschan gelebt, vor allem in der kosmopolitischen Erdölmetropole Baku, in Sumgait waren 20.000 Armenier ansässig. Nachdem Michail Gorbatschow in der UdSSR die Zügel gelockert hatte, waren die Armenier die einzige Bevölkerungsgruppe in Azerbaidschan, die das Bestreben der neo-nationalistischen Azeri-Bourgeoisie nach Hegemonie in allen gesellschaftlichen Bereichen in Frage stellen konnten. Die Vorstellung, dass Armenier wie vor der bolschewistischen Machtergreifung 1917/18 in Baku eine wichtige Rolle in der Erdölwirtschaft spielen könnten, sei für die Azeri-Eliten ein Albtraum gewesen, heißt es in Analysen der Situation in den Kaukasus-Republiken. Die Ereignisse von Sumgait seien der Auftakt zur "ethnischen Säuberung" Azerbaidschans von den Armeniern gewesen. Zwischen 1988 und 1990 sei die armenische Existenz in Azerbaidschan vollständig vernichtet worden.
Die Probleme um Nachitschewan (eine azerbaidschanische Enklave in
Armenien) und Arzach oder Nagornij-Karabach (eine armenische Enklave in Azerbaidschan) seien dann nur noch "Konsequenzen" gewesen. In beiden Enklaven hätten nationalistisch eingestellte Politiker die physische und kulturelle Präsenz der jeweils anderen Volksgruppe auslöschen wollen.

(rv / kathpress 26.02.2008 sk)







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