Serbien will sich
mit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo nicht abfinden. Um 17 Uhr ist an diesem
Donnerstag eine Großkundgebung vor dem serbischen Parlament in Belgrad angesetzt-
Regierung und Opposition riefen gemeinsam zur Teilnahme auf. Ob der Kosovo selbst
nach seiner Unabhängigkeit ruhig bleibt, hängt wesentlich davon ab, ob es der Regierung
gelingt, beide ethnische und religiöse Gruppen in den Staat einzubinden. Armando García
Schmidt von der Bertelsmann-Stiftung:
„Die Kosovo-Albaner, die mehrheitlich
muslimisch sind, wissen, dass sie angehalten sind und auch selber einen Staat aufbauen
möchten, in dem sowohl die ethnischen, nationalen Minderheiten als auch die religiösen
Minderheiten integriert sind. Sie streben also nicht nach einem ethnisch oder religiös
homogenem Kosovo, sondern versuchen, Institutionen, einen Staat aufzubauen, in dem
alle Gruppen abgebildet sind. Das ist zum Teil schon in den letzten Jahren gelungen.
Es sind auch Serben und gläubige serbisch-orthodoxe Menschen in die Institutionen
integriert.“
Für den Südosteuropa-Fachmann stellt sich allerdings die
Frage, ob die serbisch-orthodoxe Kirche diesen Weg mitgeht.
„Im Moment
ist es leider so, dass die serbisch-orthodoxe Kirche dort blockiert und sagt, das
Kosovo ist ein Teil Serbiens und insofern die offizielle Regierungspolitik aus Belgrad
unterstützt. Die Serben, die im Kosovo leben, sind deshalb desorientiert. Ein Teil
ist bereit, mit ein neues multinationales und multireligiöses Kosovo aufzubauen, aber
ein Großteil, vor allem im Norden des Kosovo, sagt, nein, diesen Schritt wollen wir
nicht mitgehen. Und wird dann auch versuchen, den Schritt in die Unabhängigkeit zu
verhindern, den Aufbau von Institutionen zu verhindern.“ (rv 21.02.2008 gs)