Vatikan: Wird es Heiligen jetzt schwerer gemacht? - Instruktion zu Seligsprechungen
Selig oder heilig
zu werden, ist ab diesem Montag – gewissermaßen – ein bisschen schwieriger geworden.
Der Vatikan hat eine Instruktion veröffentlicht, die an einige Regeln bei Seligsprechungs-Verfahren
erinnert. Darin werden die Bischöfe gebeten, im diözesanen Teil des Verfahrens „Strenge“
und „Nüchternheit“ walten zu lassen. Und auch die Anerkennung eines Wunders – so mahnt
die Vatikan-Instruktion – darf keine bloße Formsache sein.
„Das Dokument
heißt Sanctorum Mater, denn die Kirche ist die Mutter der Heiligen“, erklärt Kardinal
José Saraiva Martins, Vatikan-Verantwortlicher für Selig- und Heiligsprechungen. „Der
Text betrifft nur die diözesane Phase von Seligsprechungs-Prozessen. Er widerspricht
der verbreiteten Vorstellung, dass diese Phase eigentlich nur eine Art historisch-kritische
Recherche sein sollte. Diese Vorstellung führte dazu, dass immer wieder bei der Materialsammlung
zu Kandidaten für die Seligsprechung bestimmte Prozeduren nicht beachtet wurden. Und
die Instruktion stellt auch etwas heraus, was einigen offenbar nicht ganz klar war:
dass nämlich die Vergewisserung eines Rufes der Heiligkeit oder des Martyriums eine
absolut nötige Voraussetzung für die Aufnahme eines solchen Prozesses ist.“
Heisst
das mehr Strenge? Will der Vatikan in Zukunft nicht mehr so viele Seligsprechungs-Kandidaten
zulassen? „Nein, diese Strenge gibt es nicht“, beteuert der Kardinal – „da hätte
man, wenn man wirklich strenger sein wollte, ein anderes legislatives Instrument gebraucht
als eine einfache Instruktion. Man kann aber nicht leugnen, dass es der Instruktion
darum geht, die genaue Beachtung der geltenden Regeln anzumahnen.“
Dass
unter Benedikt die Tür für neue Selige nicht ins Schloss gefallen ist, die Johannes
Paul II. geöffnet hatte, macht eine Statistik deutlich, die der Vatikan ebenfalls
an diesem Montag veröffentlicht hat. Danach hat der Rhythmus der Seligsprechungen
unter dem neuen Papst sogar noch zugenommen. Durch Benedikt sind bis heute 577 Personen
ins Buch der Seligen oder Heiligen eingeschrieben worden – das ist ein Drittel der
Zahl, auf die Johannes Paul in seinen 27 Jahren Pontifikat kam. Übrigens wird es für
Johannes Paul II. auf seinem weiteren Weg zur Seligsprechung keine Ausnahmebehandlung
geben: „Benedikt XVI. hat 2005 eine schnelle Aufnahme des Verfahrens erlaubt, das
ja – sagt Kardinal Saraiva Martins. Aber er hat keine Ausnahmen von der Prozedur autorisiert,
und die geht also regulär weiter.“