Kosovo: So denkt der Vatikan von der Unabhängigkeit
Europa hat ab diesem
Sonntag Nachmittag einen Staat mehr: Der mehrheitlich albanische Kosovo hat seine
Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Wie der Vatikan darüber denkt, hat Vatikan-Sprecher
Pater Federico Lombardi in einer Erklärung verdeutlicht. Der Heilige Stuhl hat
in den letzten Jahren den Kosovo weder zu einer Unabhängigkeits-Erklärung ermutigt
noch davon abgeraten – aus dem Gefühl heraus, da sollte er sich nicht einmischen.
Hauptziele der Vatikan-Politik mit Blick auf den Kosovo: Ausgleich mit Serbien und
friedliches Zusammenleben der albanischen Mehrheit mit der serbischen Minderheit in
der bisherigen Provinz. Darum rief der Vatikan, wie Lombardi erinnert, in den letzten
Jahren immer wieder nach Direkt-Gesprächen zwischen Belgrad und Pristina – und nach
einer „realistischen Lösung der Kosovo-Frage, die den Wünschen beider Seiten gerecht
wird“. Absolute Priorität sollte „eine definitive Lösung im Konsens“ haben. Unbedingt
vermeiden wollte man im Vatikan ein neues Blutvergießen in der Region, oder ein neues
Flüchtlingsdrama. Wird der Vatikan nun den Kosovo anerkennen oder noch zögern?
Die Besuche kosovarischer Politiker beim Papst in letzter Zeit bedeuten in dieser
Frage kein Präjudiz. Der Heilige Stuhl will jetzt nach Pater Lombardis Angaben „die
neue Lage aufmerksam beobachten“, will auch „an die Empfehlungen des UNO-Vermittlers
Martti Ahtisaari“ denken – und „eventuelle Anfragen“ aus Pristina „abwägen“. Das ist
kein Ja und kein Nein. Der Vatikan wünscht sich „von Serbien und dem Kosovo“ „Augenmaß
und Mäßigung“, und bitte „keine extremistischen Reaktionen oder Gewalt“. Es müsse
alles getan werden, „um Demokratie und Rechtsstaat zu bewahren und im Kosovo die internationalen
Standards zu sichern, was Minderheitenrechte ... betrifft und den Schutz des christlichen,
künstlerischen Erbes“ – das meint die zahlreichen und historischen, serbisch-orthodoxen
Klöster im Kosovo. Zwischen den Einwohnern des Kosovo dürfe „kein Unterschied aus
Ethnien-, Religions-, Sprach- oder Nationen-Gründen“ gemacht werden. Und die internationale
Gemeinschaft – so wünscht man es sich im Vatikan nach Angaben des Papst-Sprechers
– sollte auch künftig ihren Beitrag zur Stabilität in der Region leisten. Papst Benedikt
betet „für die Menschen in Serbien und im Kosovo ... in diesem entscheidenden Moment
ihrer Geschichte“. (rv 17.02.2008 sk)