Ein neuer Wirtschaftsskandal
erschüttert Deutschland. Der Chef der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, ist an diesem
Freitag zurückgetreten, nachdem der Verdacht laut wurde, er habe eine Million Euro
Steuern hinterzogen. Sollte sich der Vorwurf bewahrheiten, dann ist der Schaden nicht
bloß materiell, findet Marie-Luise Dött, Bundesvorsitzende des Bundes Katholischer
Unternehmer: Unethisches Handeln der Wirtschaftselite bringe die gesamte soziale Marktwirtschaft
in Misskredit.
"Meine erste Redaktion auf diese Meldung war: nicht schon
wieder. Denn in der letzten Zeit ist es schwer, die Vorzüge unserer sozialen Marktwirtschaft
zu predigen und auf der anderen Seite ständig irgendwelche Meldungen zu bekommen.
Zumwinkel ist ja kein Einzelfall, wir haben auch Schmiergeldzahlungen bei Siemens,
Lustreisen des VW-Betriebsrats, millionenschwere Abfindungen für erfolglose Manager.
Wenn sich dieser Fall bewahrheiten sollte, ist es schwierig, überhaupt noch einen
positiven Grundkonsens für die Vorzüge der sozialen Marktwirtschaft zu diskutieren."
In
der Tat haben die Medien in der Vergangenheit immer mehr Fälle von unethischem Verhalten
in der Wirtschaft aufgedeckt. Dött warnt freilich davor, als Reaktion darauf die Wirtschaftselite
unter Generalverdacht zu stellen.
"Ich unterscheide persönlich gerne zwischen
eigentümergeführten und managergeführten Unternehmen. Eigentum verpflichtet, Eigentum
macht verantwortungsbewusst. Wenn ich immer nur auf Zahlen schielen muss als Manager,
verführt das auch leicht zu falschen Verhalten."
Hier kann auch die politische
Vorbeugung von unethischem Verhalten in der Wirtschaft den Hebel ansetzen, sagt die
CDU-Bundestagsabgeordnete:
"Ich glaube, dass gerade Großunternehmen, die
nicht eigentümergeführt sind, eine wesentlich größere Transparenz brauchen. Zum anderen
brauchen wir bei Verfehlungen von Managern auch Regulierungen, dass ein Manager auch
persönlich haftbar ist. Wenn wir das weiter diskutieren, glaube ich, dass das ein
Regulativ ist, das wir einführen können." (rv 15.02.2008 gs)