Der neu gewählte Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz hat sich für Integration und gegen Parallelgesellschaften
in Deutschland ausgesprochen. Zur Debatte um die Kölner Rede des türkischen Ministerpräsidenten
Recep Tayyip Erdogan sagte der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch an diesem Mittwoch
in Würzburg:
„Wenn Menschen bei uns sein wollen, dann ist es wichtig, dass
sie sich integrieren, ohne deswegen die eigene Sprache aufzugeben. Aber sie müssen
in unserer Gesellschaft leben, müssen sich mit dieser Gesellschaft auch identifizieren
und diese Gesellschaft mitgestalten. Und das kann nicht durch Parallelgesellschaften
geschehen.”
Der Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) – „Das ist unser gemeinsames Land” - stimme er voll zu, sie sei auch die Bundeskanzlerin
der in Deutschland lebenden Türken, so Zollitsch. Auf Kirche und Gesellschaft kämen
in dieser Frage aber große Herausforderungen zu.
„Wir tun als Kirche ja
auch vieles für die Integration. Ein Großteil der türkischen Kinder besucht unsere
katholischen Kindergärten, weil sie spüren, dass dort christliche Werte vermittelt
werden. Wir nehmen sie auch gerne auf, weil wir da einen Beitrag zur Integration sehen.
Wir als katholische Kirche haben uns auch immer für islamischen Religionsunterricht
an unseren Schulen stark gemacht, allerdings in deutscher Sprache und mit Lehrern,
die bei uns ausgebildet sind, damit hier auch ein Beitrag zur Integration dieser Menschen
geleistet werden kann. Parallelgesellschaften sind immer Gesellschaften, die anfällig
sind für Auseinandersetzungen und Krisen, weil sie dann viele Menschen doch nicht
dort beheimaten, wo sie leben.”
Kirche müsse in der
Gesellschaft präsent sein. Das hatte Zollitsch direkt nach seiner Wahl betont, und
er wolle sich auch politisch zu Wort melden. Im ersten Interview mit Radio Vatikan
äußerte sich der Freiburger Erzbischof auch zum Streit um neue Moscheebauten:
„Wenn
Muslime bei uns leben, dann haben sie auch das Recht, eigene Moscheen zu haben. Wir
fordern ja das gleiche Recht für die Christen in der Türkei oder in islamischen Ländern
wie Ägypten. Die Tatsache, dass es dort leider nicht geschieht, darf uns nicht dazu
führen, genauso zu handeln. Die andere Frage ist natürlich, ob nun alle Moschen auch
in dieser Größe mit so gewaltigen Minaretten gebaut werden müssen, wie manche das
planen, denn das wirkt auf viele als Provokation.”
Eine
Gruppe, die sich integrieren wolle, solle nicht provozieren, sondern zeigen, dass
sie ihren Weg innerhalb der Gesellschaft gehen wolle, so Zollitsch. Kritisch sehe
er die Finanzierung von Moscheebauten durch ausländische Geldgeber, „und dort wo
es um türkischsprachige Moscheen geht, dass die Imame vom türkischen Staat ernannt
werden und manche leider zurückgezogen wurden – so wie wir das bei uns erlebt haben,
wenn sie zu sehr den Dialog mit uns gesucht haben. Zu sehr aus deren Sicht. Ich meine,
der Dialog ist notwendig, denn wir kommen nur im Dialog ein Stück weiter.” (rv
13.02.2008 bp)