Die westliche Welt
sollte genauer darauf achten, dass nicht ein Teil der Entwicklungshilfe in den Taschen
korrupter Machthaber landet. Das fordert der deutsche „Misereor“-Erzbischof Werner
Thissen. Im Gespräch mit dem „Deutschlandradio Kultur“ meinte er an diesem Montag:
„Ich war vor einiger Zeit mit einer Bischofsdelegation aus Afrika bei Politikern
in London, Berlin und Rom. Dann sagte einer der Politiker - es war der Finanzminister
von Italien -, dass doch viel Geld in die Entwicklungshilfe ginge und dass das doch
eigentlich eine gute und zufriedenstellende Sache sei. Da sprang ein Mitbruder, ein
Bischof aus Afrika auf und sagte, „das soll gerecht sein? - Das versickert in den
Taschen unserer Machthaber. Das ist höchste Ungerechtigkeit!“ - Und so etwas gibt
es ja nicht nur an einer Stelle.“
Er wundere sich, dass es „in Europa bei
manchen Politikern doch auch oft ein geringeres Interesse“ an diesem Skandal gibt,
so Erzbischof Thissen.
„Da wird das, was im Haushalt für Entwicklungszusammenarbeit
da ist, abgebucht und eingesetzt, aber wie das dann weitergeht mit den Finanzen, da
merke ich manchmal ist das Interesse nicht so groß. Deshalb machen wir das auch von
Misereor, dass wir immer wieder mit Bischöfen aus dem Süden Politiker besuchen, damit
sie hautnah spüren, erstens wie wichtig Entwicklungszusammenarbeit ist und zweitens
wie wichtig es ist, dass es nicht nur um Geld geht, sondern dass es eben auch um gerechte
Strukturen geht, wozu Politiker ihren Beitrag leisten müssen.“
Werner Thissen
ist Erzbischof von Hamburg und verantwortlich für das bischöfliche Hilfswerk „Misereor“.
Auf die Debatte um eine mögliche Verschwendung von Spendengeldern bei UNICEF ging
er in dem Interview nicht ein. (dr-kultur 11.02.2008 sk)