2008-02-11 11:24:00

Thissen: „Paßt auf, wo das Geld hinfließt“


RealAudioMP3 Die westliche Welt sollte genauer darauf achten, dass nicht ein Teil der Entwicklungshilfe in den Taschen korrupter Machthaber landet. Das fordert der deutsche „Misereor“-Erzbischof Werner Thissen. Im Gespräch mit dem „Deutschlandradio Kultur“ meinte er an diesem Montag:

„Ich war vor einiger Zeit mit einer Bischofsdelegation aus Afrika bei Politikern in London, Berlin und Rom. Dann sagte einer der Politiker - es war der Finanzminister von Italien -, dass doch viel Geld in die Entwicklungshilfe ginge und dass das doch eigentlich eine gute und zufriedenstellende Sache sei. Da sprang ein Mitbruder, ein Bischof aus Afrika auf und sagte, „das soll gerecht sein? - Das versickert in den Taschen unserer Machthaber. Das ist höchste Ungerechtigkeit!“ - Und so etwas gibt es ja nicht nur an einer Stelle.“

Er wundere sich, dass es „in Europa bei manchen Politikern doch auch oft ein geringeres Interesse“ an diesem Skandal gibt, so Erzbischof Thissen.

„Da wird das, was im Haushalt für Entwicklungszusammenarbeit da ist, abgebucht und eingesetzt, aber wie das dann weitergeht mit den Finanzen, da merke ich manchmal ist das Interesse nicht so groß. Deshalb machen wir das auch von Misereor, dass wir immer wieder mit Bischöfen aus dem Süden Politiker besuchen, damit sie hautnah spüren, erstens wie wichtig Entwicklungszusammenarbeit ist und zweitens wie wichtig es ist, dass es nicht nur um Geld geht, sondern dass es eben auch um gerechte Strukturen geht, wozu Politiker ihren Beitrag leisten müssen.“

Werner Thissen ist Erzbischof von Hamburg und verantwortlich für das bischöfliche Hilfswerk „Misereor“. Auf die Debatte um eine mögliche Verschwendung von Spendengeldern bei UNICEF ging er in dem Interview nicht ein.
(dr-kultur 11.02.2008 sk)







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