Papst Benedikt XVI.
wünscht sich mehr wissenschaftliche Aufklärung über die Eigenarten weiblicher und
männlicher Identität. An diesem Samstag empfing Benedikt die Teilnehmerinnen des vom
päpstlichen Laienrat ausgerichteten Kongresses „Frau und Mann – der Mensch in seiner
Ganzheit“. Ihnen sagte der Papst:
„Mit Sicherheit brauchen wir eine neue
anthropologische Forschung, die auf der Basis der großen christlichen Tradition die
neuen Fortschritte der Wissenschaft und das heutige kulturelle Empfindungsvermögen
mit einbezieht. So gelangen wir nicht nur zu tieferen Erkenntnissen über die Identität
der Frau, sondern auch über die des Mannes, die ebenfalls nicht selten Ziel einseitiger
und ideologischer Überlegungen ist.“
Ohne den Begriff „Gender“ explizit
zu benennen, wandte sich der Papst gegen kulturelle und politische Strömungen, die
die Identität der Geschlechter ausschließlich als soziales Konstrukt betrachten. Gott
habe den Menschen als Mann und Frau erschaffen, „als Einheit und gleichzeitig in komplementärer
Verschiedenheit“, erinnerte Benedikt. Gleichzeitig lud er dazu ein, den Graben zwischen
einer rein sozialen und einer biologistischen Sicht der Geschlechterdifferenz zu überbrücken.
„Die menschliche Natur und die kulturelle Dimension ergänzen einander in
einem weitläufigen und komplexen Prozess, der die Herausbildung der eigenen Identität
bestimmt. In dieser Identität entsprechen und ergänzen sich beide Dimensionen, die
weibliche und die männliche.“
Der Frau müsse ermöglicht werden, am Aufbau
der Gesellschaft teilzuhaben, verlangte Papst Benedikt. Auch kritisierte er die nach
wie vor bestehende Unterdrückung der Frau in bestimmten Kulturkreisen.
„Zum
Auftakt der CELAM-Konferenz in Brasilien habe ich daran erinnert, dass mancherorts
immer noch eine chauvinistische Gesinnung fortbesteht, die die Botschaft des Christentums
ignoriert. Das Christentum proklamiert für die Frau die gleiche Würde und die gleiche
Verantwortung wie für den Mann. Es gibt Orte und Kulturen, in denen die Frau – aus
dem einzigen Grund, weil sie Frau ist - diskriminiert und unterschätzt wird, wo sogar
religiöse Gründe angeführt und familiärer oder sozialer Druck ausgeübt werden, um
die Ungleichheit der Geschlechter fortzuschreiben, wo der Frau Gewalt angetan wird,
indem man sie körperlich misshandelt oder in der Werbungs- und Vergnügungsindustrie
missbraucht.“
Papst Benedikt schloss einen direkten Appell an die christliche
Gemeinschaft an, diesen Erscheinungen entgegenzutreten.
„Christen müssen
überall eine Kultur fördern, die die gleiche Würde der Frau anerkennt, im Recht und
in der Wirklichkeit der Fakten.“