2008-02-09 12:41:14

Vatikan: "Mehr Frauenforschung!"


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. wünscht sich mehr wissenschaftliche Aufklärung über die Eigenarten weiblicher und männlicher Identität. An diesem Samstag empfing Benedikt die Teilnehmerinnen des vom päpstlichen Laienrat ausgerichteten Kongresses „Frau und Mann – der Mensch in seiner Ganzheit“. Ihnen sagte der Papst:

„Mit Sicherheit brauchen wir eine neue anthropologische Forschung, die auf der Basis der großen christlichen Tradition die neuen Fortschritte der Wissenschaft und das heutige kulturelle Empfindungsvermögen mit einbezieht. So gelangen wir nicht nur zu tieferen Erkenntnissen über die Identität der Frau, sondern auch über die des Mannes, die ebenfalls nicht selten Ziel einseitiger und ideologischer Überlegungen ist.“

Ohne den Begriff „Gender“ explizit zu benennen, wandte sich der Papst gegen kulturelle und politische Strömungen, die die Identität der Geschlechter ausschließlich als soziales Konstrukt betrachten. Gott habe den Menschen als Mann und Frau erschaffen, „als Einheit und gleichzeitig in komplementärer Verschiedenheit“, erinnerte Benedikt. Gleichzeitig lud er dazu ein, den Graben zwischen einer rein sozialen und einer biologistischen Sicht der Geschlechterdifferenz zu überbrücken.

„Die menschliche Natur und die kulturelle Dimension ergänzen einander in einem weitläufigen und komplexen Prozess, der die Herausbildung der eigenen Identität bestimmt. In dieser Identität entsprechen und ergänzen sich beide Dimensionen, die weibliche und die männliche.“

Der Frau müsse ermöglicht werden, am Aufbau der Gesellschaft teilzuhaben, verlangte Papst Benedikt. Auch kritisierte er die nach wie vor bestehende Unterdrückung der Frau in bestimmten Kulturkreisen.

„Zum Auftakt der CELAM-Konferenz in Brasilien habe ich daran erinnert, dass mancherorts immer noch eine chauvinistische Gesinnung fortbesteht, die die Botschaft des Christentums ignoriert. Das Christentum proklamiert für die Frau die gleiche Würde und die gleiche Verantwortung wie für den Mann. Es gibt Orte und Kulturen, in denen die Frau – aus dem einzigen Grund, weil sie Frau ist - diskriminiert und unterschätzt wird, wo sogar religiöse Gründe angeführt und familiärer oder sozialer Druck ausgeübt werden, um die Ungleichheit der Geschlechter fortzuschreiben, wo der Frau Gewalt angetan wird, indem man sie körperlich misshandelt oder in der Werbungs- und Vergnügungsindustrie missbraucht.“

Papst Benedikt schloss einen direkten Appell an die christliche Gemeinschaft an, diesen Erscheinungen entgegenzutreten.

„Christen müssen überall eine Kultur fördern, die die gleiche Würde der Frau anerkennt, im Recht und in der Wirklichkeit der Fakten.“

(rv 09.02.2008 gs)









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