2008-02-09 13:06:34

Großbritannien/Deutschland: Kritik an Scharia-Ideen


Die Debatte über die Scharia erreicht auch Deutschland. Der evangelische Bischof Wolfgang Huber weist Überlegungen des anglikanischen Primas Rowan Williams scharf zurück. Williams ist Erzbischof von Canterbury; er hatte in der BBC vorgeschlagen, Teile des islamischen Rechts der Scharia auch in Großbritannien zuzulassen. „Es ist ein falscher Ansatz, von einem doppelten Recht auszugehen und sich davon Integration zu erhoffen“, sagte Huber der deutschen Welle. Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland betonte, dass „es in einem Land (nur) ein Recht“ geben könne. Die Unterscheidung von Religion und Recht müsse erhalten bleiben.

In Großbritannien haben christliche und muslimische Interessensverbände wie auch anglikanische Bischofskollegen die Forderung von Erzbischof Williams kritisiert. Auch der Rat der britischen Muslime wies die Forderung Williams’ zurück und warnte vor einer Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes. Die Ramadan-Stiftung in Großbritannien hingegen lobte die Bemerkungen Williams als einen Versuch, Toleranz zwischen den beiden großen Glaubensrichtungen zu üben. Der „Islamische Scharia-Rat“ wies darauf hin, dass in Familienangelegenheiten schon jetzt islamisches Recht in Großbritannien angewendet werde. Diese informellen Scharia-Gerichte interagieren in Großbritannien jedoch nicht mit dem britischen Rechtssystem.

Angesichts vieler Rücktrittsforderungen an ihn hat Rowan Williams seine Überlegungen präzisiert. Es gehe ihm nicht darum, ein paralleles Rechtssystem neben dem jetzigen Recht in Großbritannien einzuführen. Er glaube aber, dass Teile der Scharia leicht mit dem britischen Recht zu vereinbaren wären.

(faz/dw/agenturen 09.02.08 ag)







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