Großbritannien/Deutschland: Kritik an Scharia-Ideen
Die Debatte über die Scharia erreicht auch Deutschland. Der evangelische Bischof Wolfgang
Huber weist Überlegungen des anglikanischen Primas Rowan Williams scharf zurück. Williams
ist Erzbischof von Canterbury; er hatte in der BBC vorgeschlagen, Teile des islamischen
Rechts der Scharia auch in Großbritannien zuzulassen. „Es ist ein falscher Ansatz,
von einem doppelten Recht auszugehen und sich davon Integration zu erhoffen“, sagte
Huber der deutschen Welle. Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland
betonte, dass „es in einem Land (nur) ein Recht“ geben könne. Die Unterscheidung von
Religion und Recht müsse erhalten bleiben.
In Großbritannien haben christliche
und muslimische Interessensverbände wie auch anglikanische Bischofskollegen die Forderung
von Erzbischof Williams kritisiert. Auch der Rat der britischen Muslime wies die Forderung
Williams’ zurück und warnte vor einer Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes. Die Ramadan-Stiftung
in Großbritannien hingegen lobte die Bemerkungen Williams als einen Versuch, Toleranz
zwischen den beiden großen Glaubensrichtungen zu üben. Der „Islamische Scharia-Rat“
wies darauf hin, dass in Familienangelegenheiten schon jetzt islamisches Recht in
Großbritannien angewendet werde. Diese informellen Scharia-Gerichte interagieren in
Großbritannien jedoch nicht mit dem britischen Rechtssystem.
Angesichts vieler
Rücktrittsforderungen an ihn hat Rowan Williams seine Überlegungen präzisiert. Es
gehe ihm nicht darum, ein paralleles Rechtssystem neben dem jetzigen Recht in Großbritannien
einzuführen. Er glaube aber, dass Teile der Scharia leicht mit dem britischen Recht
zu vereinbaren wären.