Zum ersten Mal in
der Geschichte des päpstlichen Laienrates findet ab diesem Donnerstag ein von ihm
ausgerichteter Kongress zum Thema Frau in Kirche und Gesellschaft statt. Anlass ist
der 20. Jahrestag der Veröffentlichung von „Mulieris Dignitatem“, des seinerseits
ersten päpstlichen Lehrschreibens über die „Würde der Frau“.
Wir sprachen mit
der Frauenbeauftragten des Heiligen Stuhles, Rocío Figueroa. Die Peruanerin, die die
Abteilung „Frauen“ im Laienrat leitet, hat auch diesen internationalen Kongress organisiert.
„Lange Zeit haben die Frauen ausschließlich im privaten Kreis der Familie
gelebt. Meiner Meinung nach entspricht das nicht der Absicht Gottes! Die Schöpfungsgeschichte
zeigt uns, dass Mann und Frau dazu berufen wurden, in der Familie zu leben, aber auch
dazu, die Welt zu gestalten – und zwar gemeinsam. Deshalb glaube ich, dass die Frau
mehr Raum in der Öffentlichkeit braucht. Natürlich ohne das Geschenk der Mutterschaft
zu verwerfen – so wie im Übrigen auch der Mann seine Berufung zur Vaterschaft nicht
verwerfen darf. Wir brauchen zum einen eine Gesellschaft, an deren Basis die Familie
steht. Und zum anderen eine eindeutige, sichtbare und konstante Teilhabe der Frauen
am öffentlichen Leben.“
Wo sehen Sie heute die Rolle der Frau in der Kirche?
„Die
weibliche Präsenz in der Kirche ist seit jeher stark. Die Kirchen sind immer voller
Frauen! Frauen haben zunächst einmal eine fundamentale Rolle in der Weitergabe des
Glaubens. Das müssen wir in der Kirche nutzen. Wenn wir eine verantwortungsvolle,
starke Rolle der Frau in der Kirche wollen, müssen wir zunächst auf mehr Bildung in
Theologie, Philosophie und Glaubenslehre wert legen. So können Frauen eine größere
Rolle in der Evangelisierung übernehmen.“
Werden die Kapazitäten der Frauen
in der Kirche nach wie vor unterschätzt?
„Oh ja, und zwar sogar von den
Frauen selbst! Sie müssen, denke ich, ihre Sendung als Laien besser verstehen lernen.
Die Laien – und damit auch die Frauen – müssen ihre Sendung besser wahrnehmen, ihr
In-der-Verantwortung-Stehen. Wenn wir heute von Kirche reden, denkt man immer noch
zu oft ausschließlich an den Klerus, an die Priester und Bischöfe. Doch die Laien
sind ebenso dazu berufen, die Kirche mit aufzubauen.“
Das war eine der
klaren Botschaften des II. Vatikanischen Konzils. Haben wir diese Botschaft vom Laienstand
in der Kirche bereits ausgeschöpft?
„Ich denke, wir leben die Folgen des
Konzils noch immer nicht zur Gänze. Das Konzil erklärte, dass die Laien nicht nur
zur Heiligkeit berufen sind, sondern auch zur Teilhabe an der Sendung der Kirche.
Denn die Laien stehen in der Welt, das ist ihre Berufung. Wir brauchen ein engagiertes
Laientum in allen Feldern der Kultur, der Gesellschaft, in den Medien, den Künsten,
in der Politik. Überall dort sollen und müssen auch Frauen präsent sein.“
Der
Kongress „Frau und Mann, der Mensch in seiner Ganzheit" vom 7. bis 9. Februar beleuchtet
ein weites Spektrum von Themen: von der „Geschichte der Frauen in der Kirche" über
Jesu Umgang mit Frauen und der Gender-Weltanschauung bis hin zur Bedeutung von Ehe,
Familie und Mutterschaft - aber auch die Herausforderungen, mit denen Frauen in der
Arbeitswelt konfrontiert werden. Papst Benedikt XVI. wird die gut 250 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer aus 40 Diözesen und fünf Kontinenten am Samstag in Audienz empfangen. (rv
07.02.2008 gs)