Am Sonntag ist der
deutsche Bundespräsident Horst Köhler zu einem Staatsbesuch nach Uganda und Ruanda
aufgebrochen. Die Kirche vor Ort hofft auf einen positiven Effekt für die Länder,
die einen schwierigen Versöhnungsprozess durchlaufen; Uganda infolge eines jahrzehntelangen
Bürgerkriegs, Ruanda in Folge des verheerenden Völkermordes von 1994. Wir haben
darüber mit P. Wolfgang Schonecke PA gesprochen. Er ist Mitarbeiter des „Netzwerks
Afrika“ und Mitglied des Ordens der Weißen Väter, der vor Ort engagiert ist. Beide
Länder hätten viele Fortschritte gemacht, wirtschaftlich und sozial. Allerdings sei
der Fortschritt gefährdet…
„Wie in fast allen afrikanischen Ländern ist
durch die Globalisierung und durch das politische System auch eine wachsende Kluft
zwischen Arm und Reich festzustellen. Es gibt wachsende Spannungen zwischen dem Reichtum
in den Städten und ländlichen Gegenden, die in eine immer verheerende Armut versinken.
Wohin das führt, wenn sich das so weiterentwickelt, kann man am derzeitigen Konflikt
in Kenia ablesen, der auch ein sozialer und nicht nur ein ethnischer Konflikt ist.
Das sehe ich als eine der größten Gefahren für beide Länder, aber auch für den Rest
Afrikas.“
Auch der Versöhnungsprozess in beiden Ländern sei auf einem guten
Weg, doch gebe es noch Defizite in Sachen Demokratie und Meinungsfreiheit. Der Missionar
glaubt, dass der Staatsbesuch Köhlers hier durchaus etwas bewirken kann.
„Mein
Wunsch wäre, dass der Bundespräsident Ermutigung bringt, das er Positives verstärkt,
vielleicht auch Investitionen in diese Länder lockt, damit ein wirtschaftlicher Aufbau
möglich wird. Aber dass er auch die sehr gravierenden demokratischen Defizite nicht
einfach verschweigt, sondern auch gegenüber der Politik die Frage nach einer echte
Demokratisierung und Teilnahme der Bevölkerung anspricht.“
Die Kirche könne
in diesen Ländern vor allem zum Versöhnungsprozess beitragen, meint Schonecke - gesellschaftlich
wie binnenkirchlich:
„Vergessen darf man nicht, dass die katholische Kirche
immer noch unter den Folgen des Völkermords leidet. Damals wurden nicht nur eine Million
Menschen ermordet, darunter waren auch über 100 Priester und 300 Ordensfrauen und
-männer. Ich meine, dass eine der wesentlichen Aufgaben die Aufarbeitung der Vergangenheit
ist mit dem Ziel einer Versöhnung und einer Heilung der Traumata und der enormen Wunden,
die durch dieses tragische Ereignis geschlagen worden sind.“
Uganda In
Uganda kostete der Konflikt zwischen der Rebellenarmee LRA (Lords Resistance Army)
und der Regierungsarmee, der zwei Jahrzehnte dauerte, mehr Opfer als der Krieg im
Irak. Immer noch sind zwei Millionen Vertriebenen noch nicht in ihre Heimat zurückgekehrt.
Allerdings: In den vergangenen Jahren hat Uganda die Armut drastisch reduziert, die
HIV-Neuinfektionen auf rund sieben Prozent gedrückt – Zahlen, die allerdings immer
mehr in Zweifel gezogen werden – und die Einschulungsrate auf 90 Prozent hochgeschraubt.
Im afrikanischen Vergleich ist diese Leistungsbilanz hervorragend. Die Kehrseite ist
ein nur halb demokratisches Regime: Die Korruption ist weit verbreitet; Präsident
Yoveri Museveni hat sich per Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit genehmigt; die
Opposition wird gegängelt, Presse und Medien ebenfalls.
Ruanda Ebenfalls
beachtliche Erfolge hat Ruanda in wichtigen Schlüsselbereichen wie der Bildung erzielt.
Ruanda unterstützt den politischen Reformprozess, den sich die Afrikanische Union
selbst verordnet hat. Es war eines der ersten Länder, welche das Screening im Rahmen
des New Economic Partnership for African Development NEPAD erfolgreich bestanden hat.