2008-02-04 14:36:57

Uganda / Ruanda: Kirche hofft auf Köhler-Mission


RealAudioMP3 Am Sonntag ist der deutsche Bundespräsident Horst Köhler zu einem Staatsbesuch nach Uganda und Ruanda aufgebrochen. Die Kirche vor Ort hofft auf einen positiven Effekt für die Länder, die einen schwierigen Versöhnungsprozess durchlaufen; Uganda infolge eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs, Ruanda in Folge des verheerenden Völkermordes von 1994.
Wir haben darüber mit P. Wolfgang Schonecke PA gesprochen. Er ist Mitarbeiter des „Netzwerks Afrika“ und Mitglied des Ordens der Weißen Väter, der vor Ort engagiert ist. Beide Länder hätten viele Fortschritte gemacht, wirtschaftlich und sozial. Allerdings sei der Fortschritt gefährdet…

„Wie in fast allen afrikanischen Ländern ist durch die Globalisierung und durch das politische System auch eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich festzustellen. Es gibt wachsende Spannungen zwischen dem Reichtum in den Städten und ländlichen Gegenden, die in eine immer verheerende Armut versinken. Wohin das führt, wenn sich das so weiterentwickelt, kann man am derzeitigen Konflikt in Kenia ablesen, der auch ein sozialer und nicht nur ein ethnischer Konflikt ist. Das sehe ich als eine der größten Gefahren für beide Länder, aber auch für den Rest Afrikas.“

Auch der Versöhnungsprozess in beiden Ländern sei auf einem guten Weg, doch gebe es noch Defizite in Sachen Demokratie und Meinungsfreiheit. Der Missionar glaubt, dass der Staatsbesuch Köhlers hier durchaus etwas bewirken kann.

„Mein Wunsch wäre, dass der Bundespräsident Ermutigung bringt, das er Positives verstärkt, vielleicht auch Investitionen in diese Länder lockt, damit ein wirtschaftlicher Aufbau möglich wird. Aber dass er auch die sehr gravierenden demokratischen Defizite nicht einfach verschweigt, sondern auch gegenüber der Politik die Frage nach einer echte Demokratisierung und Teilnahme der Bevölkerung anspricht.“

Die Kirche könne in diesen Ländern vor allem zum Versöhnungsprozess beitragen, meint Schonecke - gesellschaftlich wie binnenkirchlich:

„Vergessen darf man nicht, dass die katholische Kirche immer noch unter den Folgen des Völkermords leidet. Damals wurden nicht nur eine Million Menschen ermordet, darunter waren auch über 100 Priester und 300 Ordensfrauen und -männer. Ich meine, dass eine der wesentlichen Aufgaben die Aufarbeitung der Vergangenheit ist mit dem Ziel einer Versöhnung und einer Heilung der Traumata und der enormen Wunden, die durch dieses tragische Ereignis geschlagen worden sind.“

Uganda
In Uganda kostete der Konflikt zwischen der Rebellenarmee LRA (Lords Resistance Army) und der Regierungsarmee, der zwei Jahrzehnte dauerte, mehr Opfer als der Krieg im Irak. Immer noch sind zwei Millionen Vertriebenen noch nicht in ihre Heimat zurückgekehrt. Allerdings: In den vergangenen Jahren hat Uganda die Armut drastisch reduziert, die HIV-Neuinfektionen auf rund sieben Prozent gedrückt – Zahlen, die allerdings immer mehr in Zweifel gezogen werden – und die Einschulungsrate auf 90 Prozent hochgeschraubt. Im afrikanischen Vergleich ist diese Leistungsbilanz hervorragend. Die Kehrseite ist ein nur halb demokratisches Regime: Die Korruption ist weit verbreitet; Präsident Yoveri Museveni hat sich per Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit genehmigt; die Opposition wird gegängelt, Presse und Medien ebenfalls.

Ruanda
Ebenfalls beachtliche Erfolge hat Ruanda in wichtigen Schlüsselbereichen wie der Bildung erzielt. Ruanda unterstützt den politischen Reformprozess, den sich die Afrikanische Union selbst verordnet hat. Es war eines der ersten Länder, welche das Screening im Rahmen des New Economic Partnership for African Development NEPAD erfolgreich bestanden hat.

(dw / rv 04.02.2008 mc)








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