2008-01-31 16:40:03

D: Dienstbotenwechsel in München


RealAudioMP3 München bekommt seinen neuen Erzbischof. Von Trier kommend machte Reinhard Marx am Mittwoch die ersten Schritte in die bayerische Kirchenprovinz. Vor der Amtseinführung am Samstag in der Liebfrauenkirche, einer Prozession durch die Innenstadt, Schützensalut und einem Empfang in der Residenz kam der 54-jährige Westfale als Pilger nach München.

Der Schutzfrau Bayerns wollte Reinhard Marx seinen Dienst als Erzbischof von München und Freising anempfehlen. Am Mittwoch wurde der neue Oberhirte entsprechend einer alten bayerischen Tradition feierlich eingeholt. Höhepunkt war das Gebet an der Münchner Mariensäule, dem metrischen Nullpunkt Bayerns und ältesten Friedensdenkmal der Stadt. Der jetzige Papst betete hier vor seinem Abschied nach Rom und bei seinem Besuch in der Heimat, Papst Johannes Paul II. ebenfalls. Den habe er sich neben dem Bistumsheiligen Korbinian als besonderen Patron für seinen Dienst gewählt, so Marx. Bei einem Besuch Anfang der Woche in Rom habe er das noch einmal bekräftigt.
„Ich darf ganz herzliche Grüße meines Vorvorgängers überbringen, von Papst Benedikt XVI. Ich habe am Montag mit ihm gesprochen, und ich musste den Eindruck gewinnen, er will wirklich, dass ich nach München gehe…Ich will wirklich ein Bürger dieser Stadt werden und für sie alle ein guter Erzbischof. …“
Berührungsängste hat der Neu-Münchner keine: „Das ein oder andere habe ich natürlich auch im Fernsehen gesehen, und da wurde ein Mann in der Fußgängerzone in München gefragt: Was sagen Sie denn dazu, dass jetzt ein Westfale Erzbischof von München wird? Dann hat der Mann geantwortet: Ist doch in Ordnung, wir haben doch den bayerischen Papst. Der Papst fand das auch sehr überzeugend.“
Im Morgengrauen hatte sich Reinhard Marx von Trier verabschiedet. Menschen und Spruchbänder mit Abschiedsgrüßen in Dialekt säumten die Straßen. Erste Station auf seiner Pilgerreise nach Bayern war das Benediktinerkloster Scheyern, der nördlichste Punkt des Erzbistums. Von der dort verwahrten Kreuzreliquie holte er sich den Segen für sein Wirken. Für sein leibliches Wohl gab es bayerische Brotzeit und Klosterbier. „Ich glaube die Herzen der Bayern sind offen. Ich bin für jede Begegnung dankbar, die mit Freundlichkeit und Herzlichkeit begleitet wird. Insofern glaube ich, wird das eine ganz gute Mischung werden. Die Westfalen haben eine gute kernige Art, meine ich, und die Bayern auch, das wird schon passen.“
In einem ersten Gruß legte er den Menschen aus dem Bistum die Kreuzverehrung ans Herz und lieferte auch ihnen den ersten Beweis, dass Beten und Feiern, dass Glaubens- und Lebensfreude für ihn zusammen gehören: „Herzlichen Dank Ihnen allen, geht nach Hause, es ist kalt, geht nach Hause, esst zu Hause. Weil’s etwas besonderes ist, darf man vielleicht einen Obstler trinken bei der Kälte… Vielen, vielen Dank, auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal!“
Marx selbst zog weiter Richtung München. In der nördlichsten Pfarrei, in Feldmoching begrüßten ihn Böllerschüsse und Kindergartenkinder.
An der Mariensäule gab es dann ersten Kontakt zur bürgerlichen Welt und zur Politik. Oberbürgermeister Christian Ude hieß Marx willkommen. In unmittelbarer Nähe zu Frauenkirche und Rathaus erinnerte er an „das gute Miteinander der Stadt und der katholischen Kirche, die Zusammenarbeit in vielen Lebensbereichen. Die Stadt ist daran interessiert, diesen Dialog und diese Zusammenarbeit fortzusetzen.“
Der Sozialethiker Marx nahm den Ball - nicht nur den Fußball als Willkommengeschenk - gerne auf:
„Gerade in München wird deutlich, dass die Kirche, die mitten in der Welt ist, einladend ist, offen ist, auch dialogbereit sein muss. Werden wir offen, werden wir bereit zum Gespräch auf Augenhöhe mit Menschen aller Religionen, aller Weltanschauungen, Menschen die suchen. Und ich glaube gerade in der großen Tradition Bayerns und dieses Erzbistums kann man auch wieder beginnen, in einer guten und herzerfrischenden Weise, im guten Sinne des Wortes zu Evangelisieren und Menschen neu einzuladen, den christlichen Glauben zu entdecken als eine Lebensbereicherung, als eine Öffnung, als eine Intensivierung des menschlichen Lebens. Ich will meinen Beitrag dazu leisten, Sie können alle Mithelfen.“
Kalt war es am Mittwoch in Bayern, von seinen bayerischen Farben zeigte der Himmel nur das weiß, an der Mariensäule öffnete er dazu noch seine Schleusen für feinen Nieselregen. Ude, im Nebenberuf feinsinniger Kabarettist konnte sich eine Nebenbemerkung nicht verkneifen:
„Schon vor dem heutigen Tage sind ihnen ja Wogen der Sympathie entgegen gekommen. So viele, dass ich auch eine kritische Anmerkung einflechten möchte: Bisher haben wir mit dem Wetter keine Probleme gehabt.“
Der Gemeinte wünschte seinem Nachfolger alles Gute sowie Geduld, die Menschen kennen und lieben zu lernen und verwies auf das weitere Programm:
„Am Samstag, dem Fest Maria Lichtmess, wirst du dein neues Amt antreten. Dies war in der bäuerlichen Tradition unseres Landes auch der Tag, an dem die Dienstboten ihren Arbeitsplatz wechselten. Das tun wir beide nun am kommenden Samstag.“ Die Antwort des Neuen: „Ich freue mich, in deine Fußstapfen treten zu dürfen, wenn die Schuhe auch noch etwas groß sind.“
In Kardinalsrot und (wohl noch) Bischofsviolett spendeten Wetter und Marx den gläubigen den Segen. Volksfromm und erneut heiter wie handfest. Die Münchner und mit ihnen die Deutschen dürfen gespannt sein auf den neuen Mann unterm weiß-blauen Banner. An diesem Freitag legt er zunächst den nach Bayern-Konkordat von 1924 vorgeschriebenen Treueeid ab, Ministerpräsident Günther Beckstein nimmt ihn ab.

(rv/pm mit Material von St. Michaelsbund Radioredaktion und BR 31.01.2008 bp)








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