München bekommt seinen
neuen Erzbischof. Von Trier kommend machte Reinhard Marx am Mittwoch die ersten Schritte
in die bayerische Kirchenprovinz. Vor der Amtseinführung am Samstag in der Liebfrauenkirche,
einer Prozession durch die Innenstadt, Schützensalut und einem Empfang in der Residenz
kam der 54-jährige Westfale als Pilger nach München.
Der Schutzfrau Bayerns
wollte Reinhard Marx seinen Dienst als Erzbischof von München und Freising anempfehlen.
Am Mittwoch wurde der neue Oberhirte entsprechend einer alten bayerischen Tradition
feierlich eingeholt. Höhepunkt war das Gebet an der Münchner Mariensäule, dem metrischen
Nullpunkt Bayerns und ältesten Friedensdenkmal der Stadt. Der jetzige Papst betete
hier vor seinem Abschied nach Rom und bei seinem Besuch in der Heimat, Papst Johannes
Paul II. ebenfalls. Den habe er sich neben dem Bistumsheiligen Korbinian als besonderen
Patron für seinen Dienst gewählt, so Marx. Bei einem Besuch Anfang der Woche in Rom
habe er das noch einmal bekräftigt. „Ich darf ganz herzliche Grüße meines Vorvorgängers
überbringen, von Papst Benedikt XVI. Ich habe am Montag mit ihm gesprochen, und ich
musste den Eindruck gewinnen, er will wirklich, dass ich nach München gehe…Ich will
wirklich ein Bürger dieser Stadt werden und für sie alle ein guter Erzbischof. …“ Berührungsängste
hat der Neu-Münchner keine: „Das ein oder andere habe ich natürlich auch im Fernsehen
gesehen, und da wurde ein Mann in der Fußgängerzone in München gefragt: Was sagen
Sie denn dazu, dass jetzt ein Westfale Erzbischof von München wird? Dann hat der Mann
geantwortet: Ist doch in Ordnung, wir haben doch den bayerischen Papst. Der Papst
fand das auch sehr überzeugend.“ Im Morgengrauen hatte sich Reinhard Marx von
Trier verabschiedet. Menschen und Spruchbänder mit Abschiedsgrüßen in Dialekt säumten
die Straßen. Erste Station auf seiner Pilgerreise nach Bayern war das Benediktinerkloster
Scheyern, der nördlichste Punkt des Erzbistums. Von der dort verwahrten Kreuzreliquie
holte er sich den Segen für sein Wirken. Für sein leibliches Wohl gab es bayerische
Brotzeit und Klosterbier. „Ich glaube die Herzen der Bayern sind offen. Ich bin
für jede Begegnung dankbar, die mit Freundlichkeit und Herzlichkeit begleitet wird.
Insofern glaube ich, wird das eine ganz gute Mischung werden. Die Westfalen haben
eine gute kernige Art, meine ich, und die Bayern auch, das wird schon passen.“ In
einem ersten Gruß legte er den Menschen aus dem Bistum die Kreuzverehrung ans Herz
und lieferte auch ihnen den ersten Beweis, dass Beten und Feiern, dass Glaubens- und
Lebensfreude für ihn zusammen gehören: „Herzlichen Dank Ihnen allen, geht nach
Hause, es ist kalt, geht nach Hause, esst zu Hause. Weil’s etwas besonderes ist, darf
man vielleicht einen Obstler trinken bei der Kälte… Vielen, vielen Dank, auf Wiedersehen,
bis zum nächsten Mal!“ Marx selbst zog weiter Richtung München. In der nördlichsten
Pfarrei, in Feldmoching begrüßten ihn Böllerschüsse und Kindergartenkinder. An
der Mariensäule gab es dann ersten Kontakt zur bürgerlichen Welt und zur Politik.
Oberbürgermeister Christian Ude hieß Marx willkommen. In unmittelbarer Nähe zu Frauenkirche
und Rathaus erinnerte er an „das gute Miteinander der Stadt und der katholischen
Kirche, die Zusammenarbeit in vielen Lebensbereichen. Die Stadt ist daran interessiert,
diesen Dialog und diese Zusammenarbeit fortzusetzen.“ Der Sozialethiker Marx
nahm den Ball - nicht nur den Fußball als Willkommengeschenk - gerne auf: „Gerade
in München wird deutlich, dass die Kirche, die mitten in der Welt ist, einladend ist,
offen ist, auch dialogbereit sein muss. Werden wir offen, werden wir bereit zum Gespräch
auf Augenhöhe mit Menschen aller Religionen, aller Weltanschauungen, Menschen die
suchen. Und ich glaube gerade in der großen Tradition Bayerns und dieses Erzbistums
kann man auch wieder beginnen, in einer guten und herzerfrischenden Weise, im guten
Sinne des Wortes zu Evangelisieren und Menschen neu einzuladen, den christlichen Glauben
zu entdecken als eine Lebensbereicherung, als eine Öffnung, als eine Intensivierung
des menschlichen Lebens. Ich will meinen Beitrag dazu leisten, Sie können alle Mithelfen.“ Kalt
war es am Mittwoch in Bayern, von seinen bayerischen Farben zeigte der Himmel nur
das weiß, an der Mariensäule öffnete er dazu noch seine Schleusen für feinen Nieselregen.
Ude, im Nebenberuf feinsinniger Kabarettist konnte sich eine Nebenbemerkung nicht
verkneifen: „Schon vor dem heutigen Tage sind ihnen ja Wogen der Sympathie entgegen
gekommen. So viele, dass ich auch eine kritische Anmerkung einflechten möchte: Bisher
haben wir mit dem Wetter keine Probleme gehabt.“ Der Gemeinte wünschte seinem
Nachfolger alles Gute sowie Geduld, die Menschen kennen und lieben zu lernen und verwies
auf das weitere Programm: „Am Samstag, dem Fest Maria Lichtmess, wirst du dein
neues Amt antreten. Dies war in der bäuerlichen Tradition unseres Landes auch der
Tag, an dem die Dienstboten ihren Arbeitsplatz wechselten. Das tun wir beide nun am
kommenden Samstag.“ Die Antwort des Neuen: „Ich freue mich, in deine Fußstapfen
treten zu dürfen, wenn die Schuhe auch noch etwas groß sind.“ In Kardinalsrot
und (wohl noch) Bischofsviolett spendeten Wetter und Marx den gläubigen den Segen.
Volksfromm und erneut heiter wie handfest. Die Münchner und mit ihnen die Deutschen
dürfen gespannt sein auf den neuen Mann unterm weiß-blauen Banner. An diesem Freitag
legt er zunächst den nach Bayern-Konkordat von 1924 vorgeschriebenen Treueeid ab,
Ministerpräsident Günther Beckstein nimmt ihn ab.
(rv/pm mit Material von St.
Michaelsbund Radioredaktion und BR 31.01.2008 bp)