Benedikt XVI: „Die Kirche muss sich zu bioethischen Fragen äußern"
Mit scharfen Worten
hat Papst Benedikt XVI. Exzesse in der Biotechnologie kritisiert. Bei einem Empfang
für die Glaubenskongregation forderte der Papst deren Mitglieder auf, sich der bioethischen
Fragen anzunehmen. Zugleich unterstrich er das Recht der Kirche, sich in diesen Fragen
zu Wort zu melden. Benedikt nannte zwei Hauptkriterien der Unterscheidung: Erstens
die unbedingte Respektierung der Menschenwürde von Beginn des Lebens bis zum natürlichen
Tod und zweitens das Festhalten am natürlichen Weg der menschlichen Zeugung durch
den ehelichen Akt.
„Die neuen damit verbundenen Probleme – wie zum Beispiel
das Einfrieren von menschlichen Embryonen, ihre Selektion, die Präimplantations-Diagnostik,
die Forschung an embryonalen Stammzellen und die Versuche der Klonung von Menschen
- zeigen sehr klar, dass mit der künstlichen Befruchtung außerhalb des menschlichen
Körpers eine Barriere überschritten worden ist im Schutz der Menschenwürde.“
Die
Kirche habe sich nicht zu jedem Forschungsergebnis zu äußern. Aber sie müsse auf die
fundamentalen Werte hinweisen, wenn diese gefährdet seien.
„Wenn an menschlichen
Wesen Selektion geübt wird, wenn sie in ihrer Existenz am schwächsten und am wenigsten
beschützt sind, und sie aufgegeben, umgebracht und als pures ,biologisches Material’
gebraucht werden, dann werden sie nur nach als ,Etwas’ behandelt und nicht mehr als
ein ,Jemand’. Wie könne man dann nicht sagen, dass da das Verständnis von Menschenwürde
selbst in Frage gestellt wird?“
Weiter ging der Papst auf die beiden Dokumente
der Glaubenskongregation des vergangenen Jahres ein. Die Notifikation zum Kirchenverständnis
und das Dokument zur Mission. Beide würdigte er als hilfreiche Klarstellungen im ökumenischen
und interreligiösen Dialog. Es gehe keineswegs um eine Behinderung des ökumenischen
Einsatzes, sondern um den sprachlich korrekten Gebrauch der Begriffe. Die Klarstellung
werde den ökumenischen Dialog anregen, weil realistischer das gesehen werde, was die
Kirchen weiterhin trennt. Hingegen:
„Eine theologische Sichtweise, nach
der die Einheit und Identität der Kirche Eigenschaften sind, die ,in Christus verborgen’
sind, und aus der folgt, dass die Kirche in verschiedenen kirchlichen Gruppierungen
existiert, die nur eschatologisch versöhnt werden, würde nur zu einer Verzögerung
in der Ökumene führen und letztlich zu einer Lähmung ihrer selbst.“