2008-01-29 10:38:20

Kenia rutscht ab


RealAudioMP3 Und immer noch Gewalt in Kenia: Ihr Zentrum ist das so genannte „Rift Valley“, ein malerisches Tal, das viele Touristen kennen. Dort fiel letzten Samstag auch der Priester Michael Kamau Ithondeka der Gewalt zum Opfer. Er war Vize-Rektor des Seminars von Tindinyo. Allein an diesem Dienstag starben nach bisherigen Berichten neun Menschen bei ethnischer Gewalt. Was ist los in Kenia, fragten wir den Comboni-Missionar Renato Kizito Sesana, der seit zwanzig Jahren im Land lebt.

„Ich muss sagen, dass in den letzten zwei Jahren vor allem die Opposition sehr die ethnische Karte gespielt hat, die bisher in Kenia eigentlich keine so große Rolle gespielt hatte wie in anderen Teilen Afrikas. Die haben den Leuten immer wieder gesagt: Jetzt sind wir dran. Nach den Kikuyu, die lange an der Macht gewesen sind, sind jetzt mal wir Luos dran. Diese ethnische Unterscheidung ist eigentlich eine sehr willkürliche, denn die wahre Unterscheidung in Kenia ist keine ethnische, sondern die zwischen Arm und Reich. Und da darf man ruhig erwähnen, dass die zwei Herausforderer – Präsident Mwai Kibaki und Oppositionsführer Raul Odinga – zu den zwei reichsten Familien von Kenia gehören. In diesen Tagen haben sie es tatsächlich dazu gebracht, dass sich in ihrem Namen die Armen gegenseitig an die Gurgel gehen.“

Es wäre wirklich schade um Kenia, wenn das Land jetzt in Gewalt und Anarchie abrutscht wie ein anderes, langjähriges Musterland Afrikas, nämlich die Elfenbeinküste.
 
„Kenias Reichtum ist der Tee, der Kaffee und der Tourismus – vor allem aber seine Bevölkerung. Kenia hat eine Reihe von Unis, an denen jährlich zwischen zehn- und fünfzehntausend junge Leute ihren Abschluss machen. Es ist auch ein Pol der Informations-Technologie geworden. Und wegen seiner Stabilität war Nairobi in all diesen Jahren das wichtigste Handelszentrum der Region, auch die Basis für Hilfsaktionen in den Nachbarländern. Vergessen wir nicht: Außer in Tansania gibt es in allen Nachbarländern Kenias blutige Kriege: Somalia, Äthiopien, Sudan, Uganda…”

Die Gewalt in Kenia ist in den letzten Stunden durch den Mord an einem Oppositions-Politiker neu angefacht worden. Mugabe Were war am Dienstagmorgen vor seinem Haus in Nairobi erschossen worden. Die Partei von Oppositionschef Raila Odinga rief alle Seiten zur Ruhe auf. Doch in Naivasha im Rift Valley gaben Soldaten von Hubschraubern aus Schüsse auf eine aufgebrachte Menschenmenge im Stadtzentrum ab. Derweil teilte der frühere UNO-Generalsekretärs Kofi Annan mit, dass es an diesem Dienstag zu direkten Verhandlungen beider Seiten kommen werde. Annan versucht im Streitum den Ausgang der Präsidentenwahl zu vermitteln.
Eine Abordnung des Weltkirchenrates will am Mittwoch nach Kenia reisen, um den Kirchen dort ihre Solidarität zu bekunden und sie seelsorgerlich zu unterstützen.

(rv 29.01.2008 sk)








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