Das Oberhaupt der
orthodoxen Christen Griechenlands ist tot: Erzbischof Christodoulos von Athen starb
Montag früh nach langer Krankheit in der griechischen Hauptstadt. Der 69-jährige hatte
Leber- und Darmkrebs.
Christos Papaskevaides – das war der bürgerliche Name,
unter dem er im Januar 1939 geboren wurde. Im April 1998 machte ihn der Heilige Synod
zum Oberhaupt. In knapp zehn Jahren Amtszeit baute Christodoulos vor allem die Spannungen
mit dem Vatikan ab: Der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Mai 2001 in Athen gilt
als einer der Höhepunkte seines Wirkens. Es war der erste Besuch eines Papstes in
Griechenland seit der Kirchenspaltung im Jahr 1054. Als erster griechischer Erzbischof
besuchte Christodoulos im Dezember 2006 den Papst in Rom. In einer gemeinsamen Erklärung
unterstrichen damals beide Kirchenmänner ihren Willen zu einer weiteren ökumenischen
Annäherung. „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, in Liebe und Wahrheit die
vielfältigen Schwierigkeiten und schmerzlichen Erfahrungen der Vergangenheit zu überwinden“,
so die Erklärung. Bei seinem Amtsantritt hatte Christodoulos als Reformer gegolten,
und rasch gewann er sich viele Sympathien. Doch mit vielen Äußerungen brachte er auch
Teile der Öffentlichkeit gegen sich auf – sein Spitzname daher: „Erzbischof Donnerschlag“.
Im Vatikan ist Eleuterio Fortino vom Einheitsrat zuständig für die Kontakte
zur griechisch-orthodoxen Kirche. Er würdigt gegenüber Radio Vatikan das verstorbene
Kirchenoberhaupt.
„Er war ein Mann der Kirche, der sein Volk geliebt hat
und der mit Großherzigkeit sein Hirtenamt ausgeübt hat als Erzbischof von Athen und
Primas der Kirche von Griechenland. Er hat mit Umsicht, aber zugleich beharrlich das
Gespräch gesucht. Sein Anliegen war es, in der Pastoral das Bewusstsein zu stärken
für die drängenden kulturellen und ökumenischen und sozialen Probleme des Landes.“
Fortino
unterstreicht das bleibende Vermächtnis von Christodoulos:
„Von ihm wird
die Erinnerung bleiben, dass er die Kontakte der griechischen Kirche mit der restlichen
christlichen Welt gefördert hat. Das kann man insbesondere über das Verhältnis mit
Rom sagen. Als Johannes Paul II. auf den Spuren des Heiligen Paulus nach Athen gewallfahrtet
ist, war er es, der für den herzlichen Empfang des Papstes durch den Heiligen Synod
verantwortlich war. Er war zusammen mit Johannes Paul II. auf dem Aeropag zur Erinnerung
an die Rede des Heiligen Apostels an die Athener. Damals wurde auch eine gemeinsame
Erklärung unterzeichnet.“
Das Begräbnis von Christodoulos findet am Donnerstag
statt. Die Synode der griechischen orthodoxen Kirche wird innerhalb von 20 Tagen einen
neuen Erzbischof wählen. 97 Prozent der Griechen bekennen sich als orthodoxe Christen.
Von
einem „schweren Verlust für die Ökumene“ spricht die katholische Bischofskonferenz
Griechenlands. Die katholische Gemeinschaft teile die Trauer ihrer orthodoxen Landsleute,
so der katholische Erzbischof von Naxos, Nikolaos Printezis. Der verstorbene Metropolit
habe die katholischen Bischöfe immer als „Brüder im Episkopat“ betrachtet; er sei
ein „mutiger Hirte“ gewesen. Printezis war auf der katholischen Maristen-Schule von
Athen ein Klassenkamerad des Verstorbenen gewesen.