Papst Benedikt XVI.
hat am Samstag den neuen General des Jesuitenordens empfangen, den Spanier P. Adolfo
Nicolas SJ. Der General unterstrich in dem Gespräch mit dem Papst den Willen der Jesuiten,
überall auf der Welt der Kirche dienen zu wollen. Benedikt seinerseits forderte den
Orden auf, auch weiterhin sich im Dialog der Kulturen zu engagieren und in der Evangelisierung.
Am Freitag hatte sich Nicolas erstmals den Journalisten gestellt. Er sei ein „Unbekannter“,
sagte er mit einem Augenzwinkern bei der Begegnung. Es sei sicher schwer gewesen,
etwas über seine Vergangenheit herauszufinden. „Die meiste Zeit meines Lebens
habe ich in Asien verbracht. Ich bin mit 24 Jahren dorthin gegangen. Asien ist in
vielerlei Hinsicht eine echte Herausforderung gewesen. Asien hat mich verändert. Ich
habe in diesem Kontext Theologie studiert, und das war sehr interessant. Das bedeutete
für mich, einen eigenen Glaubensstandpunkt zu finden, nicht nur im Kontext des II.
Vaticanums, sondern auch im Kontext Asiens, wo der Buddhismus, der Schintoismus und
andere Religionen einen sehr großen Einfluß haben.“ Zu den von Medien kolportierten
Gerüchten, dass der Jesuitenorden sich immer mehr vom Lehramt entferne, sagt Nicolas:
„Das alles ist nicht wahr. Die Gesellschaft Jesu stand von Anfang an – und
sie steht weiterhin – immer in Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater. Wir sind glücklich,
in dieser Gemeinschaft zu sein. Da wird künstlich ein Konflikt beschworen von Kreisen
außerhalb des Ordens. Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann deswegen, weil wir so nah
sind, nicht im physischen Sinne, sondern im spirituellen. Aber die Gesellschaft Jesu
will mit dem Heiligen Stuhl zusammenarbeiten: Diese Überzeugung hat sich nicht geändert
und wird sich meines Erachtens nicht ändern.“ Manche Journalisten hatten versucht,
im neugewählten General einen zweiten Arrupe zu erkennen, seinem Vorvorgänger im Generalsamt,
der ebenfalls lange in Asien lebte. Dazu P. Nicolas: „Ich bin nicht Arrupe.
Ich liebe und bewundere Arrupe. Er war ein Persönlichkeit mit einem großen Einfluss.
Er war vier Jahre lang mein Oberer in Japan; und noch bevor ich nach Japan gegangen
bin, habe ich ihn in der Schule erlebt, wo er uns von der Atombombe erzählt hat und
seinen Erfahrungen in Hiroshima. Ich habe ihn wirklich bewundert, aber ich bin nicht
Arrupe; und natürlich bin ich in vielerlei Hinsicht auch nicht Kolvenbach. Also, wer
bin ich? Wenn ich mich das selber frage, würde ich sagen, dass man jeweils auf die
Situation hin geformt wird, in die man gestellt ist. Ich bin dabei, das zu werden,
was Gott will. Ob ich irgendwann einmal besser auf die Frage antworten kann, weiß
ich nicht. Das bleibt immer offen.“ Nicolas wurde am 19. Januar von der 25.
Generalkongregation der Jesuiten gewählt. Er ist der 29. Nachfolger des Heiligen Ignatius,
dem Gründer der Gesellschaft Jesu. Er ist geboren am 29. April 1936, er trat dem Orden
1953 bei und wurde 1967 in Tokio zum Priester geweiht. Die Arbeiten der Generalkongregation
des Jesuitenordens gehen derweil weiter. Am 21. Februar wird Benedikt XVI. die Delegierten
in Audienz empfangen. (rv 27.01.2008 mc)