Vatikan: Es muss mehr für Irak-Flüchtlinge getan werden
Die katastrophale
Lage der Irakflüchtlinge beschäftigt mehr und mehr die Weltöffentlichkeit. Zuletzt
hatte der UN-Flüchtlingsdienst UNHCR darauf hingewiesen, dass neunzig Prozent der
Flüchtlinge schwerst traumatisiert sind. Zudem fehlt den Menschen jegliche Zukunftsperspektive.
Das ist jetzt auch Thema im Vatikan gewesen: In der vergangenen Woche hat hier
die R.O.A.C.O. getagt, einem Zusammenschluss von katholischen Hilfswerken, die sich
im Nahen und Mittleren Osten engagieren. Wir haben mit dem Sekretär der Roaco
gesprochen, Leon Lemmens, der zugleich Sekretär des päpstlichen Caritas-Ministeriums
„Cor Unum“ ist. Er beklagt die mangelnde Hilfe für die Länder, die Flüchtlinge aufgenommen
haben:
„Aber es war natürlich auch klar, dass da viel mehr gemacht werden
muss, auch weil die Anstrengungen von Caritas Internationalis sich nicht beschränken
können auf die Christen unter Ausschluss der Muslime. Die Christen sind nur eine Minderheit
in diesem Strom, diesem Ozean von Flüchtlingen aus dem Irak. Man spricht von zwei
bis drei Millionen Irakern, die das Land verlassen haben, und die sitzen vor allem
in Jordanien und Syrien. Das ist eine ganz große Herausforderung für diese Länder,
und es wird diesen beiden Staaten viel zu wenig geholfen von Seiten der reichen Staaten,
um mit dieser Flüchtlingswelle fertig zu werden.“
Immer wieder wird – auch
von Kirchenvertretern –die Forderung erhoben, dass die westlichen Staaten mehr Irakflüchtlinge
aufnehmen sollen. Der Vatikan-Prälat dazu:
„Natürlich ist das eine schwierige
Frage, weil es klar ist, dass die Zukunft der chaldäischen Kirche, sowohl der katholischen
als auch der orthodoxen, am Ende sehr von der Frage abhängig ist, wie viele und ob
es überhaupt Christen in der Gegend geben wird. Wenn am Ende alle Christen nach Europa
kommen oder nach Nordamerika, dann könnte das wirklich das Ende dieser Kirchen bedeuten,
die eine Tradition von 2000 Jahren haben. Deshalb muss die Hauptanstrengung
in Richtung der Stabilisierung der Christen in der Gegend sein. Das heißt, es muss
sichergestellt werden, dass die Menschen, die im Nordirak sind, dort bleiben können.
Das heißt auch, materiell leben können und eine Perspektive haben für ihr Leben!“
Die
westlichen Staaten sollten endlich etwas dafür tun, damit die Menschen vor Ort
wieder eine Zukunftsperspektive haben:
„Es ist in diesem Sinn schlimm,
dass viele Familien, die jetzt in Syrien oder in Jordanien leben, materiell schlecht
dastehen und dass im Augenblick echte Perspektiven gerade für die Jugendlichen fehlen.
In diesem Sinne wäre es vielleicht doch angebracht, dass die Europäische Union und
auch die USA und Kanada sich dieses Problems annehmen“
Die R.O.A.C.O. (Riunione
delle Opere di Aiuto alle Chiese Orientali) ist eine Vereinigung von Hilfswerken aus
verschiedenen Ländern, die sich finanziell in unterschiedlichen Sektoren einsetzen:
beim Bau von Kirchen, bei der Bereitstellung von Stipendien, bei der Schaffung schulischer
und sozialer Einrichtungen. Außer der Catholic Near East Welfare Association, (U.S.A.),
von Papst Pius XI. 1928 approbiert, und der Päpstlichen Mission für Palästina (U.S.A.),
1949 entstanden, gehören zur R.O.A.C.O. Werke, die in Deutschland, in Frankreich,
in der Schweiz, in den Niederlanden und in Österreich finanzielle Mittel beschaffen,
beispielsweise Missio.