2008-01-23 15:56:00

Indien: Gesteuerte Gewalt an Christen


RealAudioMP3 Die Christen im indischen Bundesstaat Orissa fürchten weitere Ausschreitungen. Kurz nach Weihnachten war die Gewalt eskaliert, hunderte fundamentalistische Hindus hatten christliche Dörfer überrannt und mit Stöcken, Messern und Gewehren Christen vertrieben. Die Gewalt war politisch gesteuert und hatte System. Das verlautete laut Nachrichtenagentur Fides aus verschiedenen Quellen vor Ort.

Fünf Menschen wurden bei den Überfällen getötet. Fundamentalisten zerstörten, was sie an christlichem Besitz finden konnten: Hunderte Geschäfte von Christen, aber auch 53 Kirchen, Schwesternkonvente, Schülerwohnheime und andere christliche Einrichtungen. Tagelang mussten die geflohenen Christen – unter ihnen Priester und Ordensschwestern – bei nur 5 Grad über Null in den Wäldern ausharren. Genaue Nachrichten aus der Region gibt es keine, denn die Regierung Orissas lässt weder Hilfsorganisationen, noch Geistliche oder Journalisten in die betroffene Region. Der Vorwurf: „Die hinduistischen Fundamentalisten sagen, dass wir Hindus missionieren wollen, indem wir ihnen Hilfen geben.“ Das erklärt der Erzbischof der Region, der Steyler Missionar Raphael Cheenath. „Und darum wollen sie keine Hilfslieferungen von Christen oder andere Nicht-Regierungsorganisationen.“ Doch was die Regierung liefere sei „absolut unzureichend zum überleben“. Auch die Bildungsarbeit der Christen für die Kastenlosen sei „den Hindu-Fundamentalisten ein Dorn im Auge“. „Und so hoffen die Fundamentalisten, dass - indem sie die christlichen Missionen zerstören - auch die Eingliederung und das Wachstum der Ausgestoßenen endet. … Ein Grund, warum uns die Hindu-Fundamentalisten zürnen ist, dass wir das ,Liberation Movement’, die Befreiungsbewegung für Rechtlose gegründet haben.“
Doch die Regierung habe Angst, dass das, was wirklich in der Region geschieht, auch außerhalb bekannt wird, „und so wurde es nicht einmal dem Vorsitzenden der indischen Bischofskonferenz, Kardinal Topo, erlaubt, diese Region zu besuchen“. Wer ist für die Angriffe verantwortlich? Erzbischof Cheenath: „Es gibt in Orissa einen hinduistischen Priester. Er heißt Swami Leschbawanen. Er steckt hinter all diesen Unruhen.“ Ein 82-Jähriger, aber er ist mächtig genug, um seit fast drei Jahrzehnten Unruhen in seinem Bundesstaat zu stiften. Alle Regierungen, betont der Steyler Missionar, stünden unter seinem Einfluss. „So lange dieser Mann seine Aktivitäten fortsetzen kann, wird es keinen Frieden oder ein gemeinschaftliches Zusammenleben in dieser Region geben.“
Einerseits habe der Staat keine Macht und der Mob tue, was er will, konstatiert der Erzbischof. Von „Anarchie“ will er dennoch nicht sprechen: viel eher von politischem Kalkül vor den Wahlen im nächsten Jahr. Das letzte Mal sei ähnliches passiert: „Die Machthaber wollen diese Wahlen gewinnen. Und um die Wahlen zu gewinnen, brauchen sie die Stimmen der Mehrheit der Bevölkerung – und das sind Hindus. Sie schlagen und verfolgen die Minderheiten, damit sie die Stimmen der Mehrheit bekommen.“
(radio horeb 23.01.2008 bp)








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