Der Papst will keine
Abkehr von der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils. Das hat Zeremonienmeister
Guido Marini jetzt betont. Viel beachtet vor allem von der italienischen Presse hatte
Benedikt XVI. am Fest „Taufe des Herrn“ in der Sixtinischen Kapelle „mit dem Rücken
zum Volk“ zelebriert. Allein das ist schon eine falsche Formulierung, findet Marini:
„Das ist viel eher eine gemeinsames Hinwenden mit den Gläubigen zu Christus hin;
man schließt ihnen also nicht die Tür, sondern öffnet sie und führt sie zum Herrn.“ Weder
das Motu Proprio zum Gebrauch des so genannten „außerordentlichen Ritus“ noch Papst
Benedikt selbst wollten die Liturgiereform zurückdrängen. Keinesfalls, beteuert Marini: „Das
ist mit Sicherheit eine Unterstellung und Fehlinterpretation. Die Liturgie ist genauso
wie das ganze kirchliche Leben von Fortentwicklung unter Wahrung der Kontinuität geprägt.
Die Kirche geht also auf ihrem geschichtlichen Weg weiter, ohne ihre Wurzeln und ihre
lebendigen Traditionen aus dem Blick zu lassen. Manchmal kann das auch heißen, kostbare
Elemente, die in Vergessenheit geraten sind, wieder ans Licht zu holen und ihre ursprüngliche
Bedeutung zu betonen. Das heißt: Man sollte nicht von einer Rückkehr in die Vergangenheit
sprechen, sondern von einer wahren Bereicherung der Gegenwart.“ Eine Bereicherung,
fügt Guido Marini (seit Oktober 2007 im Amt seines Namensvorgängers) an, auch mit
dem Blick in die Zukunft. Man darf also gespannt sein auf die ersten Großeinsätze
des neuen Zeremoniars bei den Papstreisen in die Vereinigten Staaten oder zum Weltjugendtag
nach Sydney. (rv 22.01.2008 bp)