Festigung der demokratischen
Strukturen und Fortschritte bei der nationalen Versöhnung: Das hat Benedikt XVI. bei
der Audienz für den Präsidenten von Osttimor gefordert. Er sei der erste, der für
Frieden in dem jungen Staat verantwortlich sei, bestätigte José Javier Ramos-Horta
nach seinen Gesprächen im Vatikan. Er wolle für die Souveränität, die Einheit und
die Unversehrtheit des Landes sorgen und setze dabei vor allem auf Dialog: „Als
Präsident, aber auch als Gläubiger und als Mensch versuche ich mit allen zu sprechen,
besuche auch die abgelegenen Dörfer und versuche, den einfachen und armen Menschen
zu begegnen. Außerdem versuche ich Kontakt mit den Vertretern der Zivilgesellschaft
und den Nichtregierungsorganisationen zu halten. Ich ermutige zum Dialog zwischen
den politischen Flügeln. All das kann am Ende hoffentlich dazu beitragen, den Frieden
zu festigen. Der Frieden existiert bereits, aber er ist noch sehr, sehr brüchig.“ Der
junge Inselstaat in Südostasien wurde 2002 vom angrenzenden Indonesien unabhängig,
das die ehemalige Kolonie Portugals und Hollands 1975 annektiert hatte. Ramos Horta
baut auch auf die Aussöhnung mit dem einzigen direkten Nachbarstaat. „Auch Indonesien
versucht seinerseits den Frieden und die Demokratisierung im Land zu festigen. Es
ist der größte islamische Staat der Welt; es ist daher wichtig, dass Osttimor und
die internationale Gemeinschaft die Schwierigkeiten unseres Nachbarlandes auch verstehen.
Für uns ist Indonesien ein tragisches Kapitel unserer Vergangenheit, das Zehntausende
Menschenleben gekostet hat. Aber wir dürfen nicht zulassen, dass das zum Hindernis
für die künftigen Beziehungen zu Indonesien wird.“ Seine größte Krise erlebte
das junge Ost-Timor im Mai 2006. 37 Menschen starben, 155.000 mußten flüchten. Grund
dafür war die Entlassung von etwa 40 Prozent der Armeeangehörigen, die aus Protest
gegen Missstände Anfang des Jahres desertiert waren. Friedensnobelpreisträger Ramos
Horta ist seit Mai 2007 im Amt; zuvor war der 58-Jährige bereits Premierminister Osttimors.
Von den 890.000 Einwohnern des jungen Staates sind 90 Prozent katholisch. (rv 22.01.2008
bp)