217 Wahlmänner haben an diesem Samstag über den neuen Generaloberen der Jesuiten entschieden.
Hier ein persönlicher Bericht unseres Redaktionsleiters, Pater Eberhard von Gemmingen
SJ:
An diesem Samstag, 19.1. 2008 wird also der neue Generalobere des Jesuitenordens
gewählt werden. Da die rund 200 Delegierten aus aller Welt ihre Entscheidung erstens
nicht vor Einzug in den Versammlungssaal treffen und erst recht nicht mitteilen dürfen,
ist bisher alles offen. Der ganze Wahlakt ist sehr feierlich und religiös geprägt.
Vier Tage lang haben die Delegierten Informationen über mögliche Kandidaten bei
den anderen eingeholt. Das nennt man die „murmurationes“, das „Gemurmel“. Niemand
darf für jemanden Werbung machen oder vor einem anderen warnen. Das ist streng verboten,
ebenso wie das eigene Streben nach dem Amt. Der Wahltag beginnt mit einer gemeinsamen
konzelebrierten Messe. Dann ziehen die Versammelten in die Aula ein, singen gemeinsam
das „Veni Creator Spiritus“, hören eine geistliche Exhorte und bleiben eine Stunde
im stillen Gebet. Die Wahlordnung lässt sogar die Möglichkeit offen, dass nach
diesem Gebet ohne Abstimmung in gemeinsamem Zurufen alle einig sind über die Person
des neuen Generaloberen – also durch direkte Eingabe des heiligen Geistes. Wenn
dies nicht geschieht, dann schreibt jeder auf einen Wahlzettel den Namen dessen, den
er vor Gott für den richtigen Generaloberen hält. Der Vikar des Generaloberen, der
Sekretär und der Vizesekretär der Kongregation schwören, dass sie die Namen auf den
Zetteln wahrheitsgemäß vorlesen werden. Dann lesen alle gemeinsam die Eidesformel,
die auf der Vorderseite des Wahlzettels steht und werfen ihre Wahlzettel in die Urne.
Dann lesen der Vikar des Generaloberen, der Sekretär und der Vizesekretär der
Kongregation laut die Namen der auf jedem Zettel Gewählten. Da vermutlich viele
oder alle die Namen zählen, wird es wahrscheinlich spontan Applaus geben, wenn einer
109 Stimmen erhält. Das ist die absolute Mehrheit. Wenn keiner diese Mehrheit erreicht,
wird neu gewählt. Der Name dessen, der mehrheitlich gewählt wurde, wird dann telefonisch
dem Papst mitgeteilt, er soll ihn nicht nur aus der Presse oder durch Gerüchte erfahren.
Der neu gewählte Generalobere wird nicht gefragt, ob er das Amt annimmt, er kann nämlich
nicht ablehnen. Dann wird ein handschriftliches Dokument über die Wahl verfasst
und laut vorgelesen. Der Gewählte spricht vor dem Kreuz das Glaubensbekenntnis. Dann
kommen alle Delegierten zu ihm, um ihn zu begrüßen und zu beglückwünschen. Dann erst
dürfen die Tore der Aula geöffnet werden, und auch andere Jesuiten der römischen Häuser
können dem neuen General gratulieren. Dann gehen alle in die Kapelle, um Gott zu danken.
Am Sonntag findet dann um 16.00 Uhr eine feierliche Messe in der Kirche del Gesú
statt, der der neue Generalobere vorsteht. Und dann geht die Generalkongregation in
der nächsten Woche weiter mit der Beratung der Themen, die aus der ganzen Welt als
wesentlich gehalten wurden. Vorab hat Papst Benedikt einen Brief an den bisherigen
Generaloberen geschickt. In ihm drückt der Papst seine Verbundenheit mit dem Orden
aus, dankt für die vierfältige und gute Arbeit, erinnert an die grundlegenden Ideale
des Ordens und mahnt auch zur allgemeinen Treue gegenüber dem Lehramt der Kirche,
sowie an die besonderen Papstgehorsam des Jesuitenordens.