Der Papst habe als
Kardinal einmal den Prozess gegen Galilei gerechtfertigt - das war der Vorwurf, der
die Proteste an der „Sapienza“ losgetreten hatte. Stimmt nicht, Benedikt hat in einem
Referat lediglich darauf hingewiesen, dass einige Historiker heute dem damaligen Prozess
eine gewisse Berechtigung zusprechen, repliziert der Vatikan. Eigentlich habe der
jetzige Papst in seinem damaligen Referat - übrigens u.a. an der „Sapienza“! - Galilei
sogar verteidigt, schreibt ein Mathematikprofessor von der Sapienza in einem Artikel
der Vatikanzeitung „L Osservatore Romano“. Was hält der Papst denn jetzt wirklich
von Galilei?
„Der große Galilei“ - so nannte Benedikt XVI. im April 2006 den
italienischen Physiker. Bei einer Begegnung mit Jugendlichen auf dem Petersplatz bezog
er sich sehr positiv auf den Vater des modernen Weltbilds:
„Der große Galilei
sagt, Gott habe das Buch der Natur in mathematischer Sprache geschrieben. Er war davon
überzeugt, dass Gott uns zwei Bücher gegeben hat: die Bibel und das Buch der Natur.
Und die Sprache der Natur, die Mathematik, sei also eine Sprache Gottes, des Schöpfers.“
Mathematik
als eine Art Schlüssel zur Schöpfung - für diese „Entdeckung“ nahm der Papst Galilei
in Anspruch. Schon in seiner „Einleitung in das Christentum“, seinem Standardwerk
von 1968, hat sich der jetzige Pontifex ähnlich geäußert. Das war übrigens das gleiche
Jahr, in dem auch über den Tübinger Professor Joseph Ratzinger die Studentenrevolte
hereinbrach... eine Revolte, die ihn jetzt unter ganz anderen Umständen wieder eingeholt
hat. Mit Galilei oder der Haltung des Wissenschaftler-Papstes zu Galilei hat das alles
nichts zu tun.