Nahost / Vatikan: Bischöfe geben Hoffnung nicht auf
Die Situation im Heiligen
Land ist in diesen Tagen im Vatikan Top-Thema. Nicht nur die Ad-Limina-Besuche der
örtlichen Bischöfe finden zur Zeit statt, im Vatikan sind außerdem Bischöfe einer
„Koordinierungsgruppe zur Unterstützung des Heiligen Landes“ zu Besuch, die die Bischofskonferenzen
der USA sowie von Kanada, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Irland repräsentieren.
Sie waren in den vergangenen Tagen im Heiligen Land zu Besuch. Am Mittwoch Morgen
fand ein Treffen mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und weiteren Kurienvertretern
statt, am Mittag stellten sie der Öffentlichkeit ein Kommuniqué vor, in dem sie ihrer
Hoffnung auf eine Friedenslösung Ausdruck verleihen.
Das Statement trägt den
Titel „Ein Wort der Hoffnung in einer kritischen Zeit für das Heilige Land“. Darin
heißt es, die Bischöfe wollten den Menschen im Heiligen Land durch ihren Besuch Mut
schenken. Viele seien pessimistisch, was die Zukunft des Landes angeht. Besonders
tragisch sei die Teilung des Landes, das das Sicherheitsbedürfnis Israels zeige. Auch
die Situation im Gaza-Streifen habe sich weiter verschlechtert. Bei ihrem Besuch hätten
sie aber auch viele Anzeichen der Hoffnung für ein friedliches Zusammenleben von Palästinensern
und Israelis erlebt, so etwa Christen und Muslime, die harmonisch miteinander an der
Universität in Betlehem studierten. Die Bischöfe zeigen sich überzeugt, dass nun
ein historischer Augenblick gekommen sei, der Chancen biete, aber auch gefährlich
sei. Die politischen Führer der Israelis und der Palästinenser fordern sie abschließend
dazu auf, unterstützt von der internationalen Gemeinschaft Wege des Friedens zu suchen.“ Wir
haben mit dem Nuntius des Heiligen Stuhls in Israel gesprochen, Erzbischof Antonio
Franco:
„Die Situation hier ist sehr komplex. Möglicherweise neigt ein Außenstehender
dazu, zu verallgemeinern und alles schwarzweiß zu sehen. Aber es ist nicht Schwarzweiß,
es gibt viele Nuancen; und es ist nicht leicht herauszukriegen, wer verantwortlich
ist... und vor allem, was die beste Lösung sein könnte. Den Grund für die Schwierigkeiten
sehen wir. Problematisch wird es, wenn man in die Tiefe gehen will und Lösungen sucht,
die allen Seiten gerecht werden.“
Der Vatikandiplomat hält die Präsenz
von Christen im Heiligen Land für unverzichtbar:
„Denn die Christen leben
auf beiden Seiten und können so Verständnis für die andere Seite wecken und auch den
Austausch fördern. Außerdem ist diese Präsenz wichtig im Kampf gegen Extremismus und
Intoleranz. Je mehr es gelingt, die Rechte von Minderheiten zu respektieren, desto
mehr kann der Extremismus zurückgedrängt werden, der oft rücksichtslos und radikal
ist, nur sich selber exklusiv duldet und alle anderen ächtet.“