Wie geht es aktuell
den Christen in den Ländern arabischer Sprache? Können ihre Bischöfe überhaupt arbeiten,
und wie steht es mit dem interreligiösen Dialog zwischen Christen und Moslems? Um
diese und viele Einzelfragen geht es dieser Tage im Vatikan beim Ad Limina-Besuch
der Bischöfe des lateinischen Ritus aus den Ländern arabischer Sprache. Einer diese
Oberhirten ist Bischof Paul Hinder von Arabien. Für ihn kommt es im Dialog mit den
Moslems darauf an,
„dass es zu einer Entschärfung der ideologischen Verkrampfungen
kommt. Und dass wir als Christen hier die Hand ausstrecken und mit aller Klarheit
sagen müssen: Wir verzichten auf Gewalt, wir erwarten aber auch, dass das auch anderswo
geschieht und dass wir, was den Dialog betrifft, offen und bereit sind, aber das nur
tun können, indem wir unsere eigenen Positionen klar darlegen. Und wenn es um die
Diplomaten auf Regierungsebenegeht , dann erwarte ich zusammen mit dem Papst, dass
die auch den Mut haben, zu grundlegenden Werten unserer Gesellschaft zu stehen und
das nicht Alltags- oder Geschäftsinteressen opfern.“
Auf der offiziell-diplomatischen
Ebene zwischen dem Heiligen Stuhl und bestimmten arabischen Ländern sei in letzter
Zeit „einiges in Fluss gekommen“. Bischof Hinder:
„Die Aufnahme diplomatischer
Beziehungen zwischen Heiligem Stuhl und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist sicher
eine solcher Schritt - wobei der Nuntius noch nicht eingeladen worden ist, sein Beglaubigungsschreiben
zu überreichen, und ich habe auch noch nichts davon gelesen, dass der Botschafter
der Vereinigten Arabischen Emirate für den Heiligen Stuhl schon ernannt wäre. Hier
sind offenbar verzögernde Elemente am Werk, die wir zumindest wahrnehmen müssen.“
In
Sachen Religionsfreiheit ist Saudi-Arabien das Land mit den restriktivsten Bedingungen
in der arabischen Welt. Den Besuch des saudischen Königs Abdullah beim Papst vor wenigen
Monaten bewertet Bischof Hinder als außerordentlich wichtig. Freilich handle es sich
um „Langzeitentwicklungen“, die mit diesem Treffen im Vatikan allenfalls einen Anstoß
erfahren hätten.
„Die Leute in Europa erwarten immer sichtbare Resultate.
Aber wir haben ein völlig falsches Zeitverständnis in Bezug auf die arabische Kultur!
Das sind Langzeitentwicklungen. Ich denke nicht, dass der König von Saudi-Arabien
am Dienstag zum Papst geht, und am Samstag können wir in Riad schon öffentlich Messe
feiern. Aber es gibt bescheidene Signale, die wir wahrnehmen sollen. Wenn kürzlich
in einer saudischen Zeitung das Bild des Papstes gedruckt wird, und zwar mit dem Kreuz,
dann ist das ein Riesenschritt, wenn man den saudi-arabischen Hintergrund sieht. Oder
wenn eine Ansprache des Papstes ausdrücklich zitiert wird in der saudischen Presse.
Solche Dinge wären vor einigen Jahren nicht vorgekommen.“