2008-01-15 15:42:49

Italien/Vatikan: Papst sagt Besuch in Universität ab


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat nach Protesten einiger Dozenten den für Donnerstag geplanten Besuch in der römischen Sapienza-Universität abgesagt. Das teilte der Vatikan am Dienstag Nachmittag mit. Der Papst werde aber den vorbereiteten Text übermitteln, heißt es in einer Erklärung von vier Zeilen.

67 Lehrende der Hochschule – von insgesamt 4.500 - hatten den Rektor aufgefordert, die geplante Rede Benedikts XVI. zur Eröffnung des akademischen Jahres abzusagen. Der Rektor, Renato Guarini:

 
„Ich betone, dass es sich bei der Gruppe von Dozenten um eine kleine Minderheit handelt. Die Sapienza hat 4.500 Lehrende. Ich respektiere die Ansichten aller, möchte aber gleichzeitig alle zum Dialog aufrufen – ganz besonders, um der Vernunft zum Sieg über Ideologien zu verhelfen, die heutzutage überholt sind.“

 
Die 67 Dozenten behaupten, der damalige Kurienkardinal Ratzinger habe 1990 bei einer Rede in Parma den Prozess gegen Galileo Galilei als „vernünftig und gerecht“ bezeichnet. Der Vatikan hält dem entgegen, Ratzinger habe lediglich die Ansicht des Philosophen Paul Feyerabend wiedergegeben, ohne ihr zuzustimmen. Gerade die Frage nach dem Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft ist eines der zentralen Themen des Pontifikates von Benedikt XVI., ruft der Rektor der Sapienza-Universität in Erinnerung.

 
„Ich bin ein Mann der Vernunft und ich wünsche mir, dass wir durch Vertiefung der Themen zu fruchtbaren Überlegungen kommen. Denn solange wir im Allgemeinen bleiben – und ich wiederhole: es gibt Leute, die niemals die Schriften des Papstes gelesen haben – ist es leicht, vorurteilsbeladene Positionen zu übernehmen. Ich wünsche mir, dass der Besuch des Papstes an unserer Universität Gelegenheit zu einem fruchtbaren Dialog zwischen Glauben und Vernunft bietet", so der Rektor vor der Absage des Besuchs.
Viele der Lehrkräfte der „Sapienza“ hatten inzwischen die Proteste gegen den Papstbesuch kritisiert und die Einladung an Benedikt XVI. zur Eröffnung des Akademischen Jahres ausdrücklich begrüßt.

(kna/rv 15.01.2008 gs)








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