Italien/Vatikan: Papst sagt Besuch in Universität ab
Papst Benedikt XVI.
hat nach Protesten einiger Dozenten den für Donnerstag geplanten Besuch in der römischen
Sapienza-Universität abgesagt. Das teilte der Vatikan am Dienstag Nachmittag mit.
Der Papst werde aber den vorbereiteten Text übermitteln, heißt es in einer Erklärung
von vier Zeilen.
67 Lehrende der Hochschule – von insgesamt 4.500 - hatten
den Rektor aufgefordert, die geplante Rede Benedikts XVI. zur Eröffnung des akademischen
Jahres abzusagen. Der Rektor, Renato Guarini:
„Ich betone,
dass es sich bei der Gruppe von Dozenten um eine kleine Minderheit handelt. Die Sapienza
hat 4.500 Lehrende. Ich respektiere die Ansichten aller, möchte aber gleichzeitig
alle zum Dialog aufrufen – ganz besonders, um der Vernunft zum Sieg über Ideologien
zu verhelfen, die heutzutage überholt sind.“
Die 67
Dozenten behaupten, der damalige Kurienkardinal Ratzinger habe 1990 bei einer Rede
in Parma den Prozess gegen Galileo Galilei als „vernünftig und gerecht“ bezeichnet.
Der Vatikan hält dem entgegen, Ratzinger habe lediglich die Ansicht des Philosophen
Paul Feyerabend wiedergegeben, ohne ihr zuzustimmen. Gerade die Frage nach dem Verhältnis
zwischen Glaube und Vernunft ist eines der zentralen Themen des Pontifikates von Benedikt
XVI., ruft der Rektor der Sapienza-Universität in Erinnerung.
„Ich
bin ein Mann der Vernunft und ich wünsche mir, dass wir durch Vertiefung der Themen
zu fruchtbaren Überlegungen kommen. Denn solange wir im Allgemeinen bleiben – und
ich wiederhole: es gibt Leute, die niemals die Schriften des Papstes gelesen haben
– ist es leicht, vorurteilsbeladene Positionen zu übernehmen. Ich wünsche mir, dass
der Besuch des Papstes an unserer Universität Gelegenheit zu einem fruchtbaren Dialog
zwischen Glauben und Vernunft bietet", so der Rektor vor der Absage des Besuchs. Viele
der Lehrkräfte der „Sapienza“ hatten inzwischen die Proteste gegen den Papstbesuch
kritisiert und die Einladung an Benedikt XVI. zur Eröffnung des Akademischen Jahres
ausdrücklich begrüßt.