Ein Christenreservat
in der Ninive-Ebene im Norden des Irak – das sind Pläne, die in Iraks christlichen
Gemeinden seit längerem die Runde machen. Und sie werden vernehmlicher diskutiert
seit den jüngsten gezielten Anschlägen gegen christliche Einrichtungen in Mossul und
Bagdad. Pater Isaac, ein chaldäischer Priester aus Bagdad, ist allerdings skeptisch:
„Die Umsiedlung findet de facto bereits statt! Und zwar ohne dass sie offiziell
ist. Seit Jahren, wenn nicht Jahrhunderten, sind die Dörfer der Ninive-Ebene fast
überwiegend christlich. Allerdings: Das Vorhaben, das da von einigen präsentiert wurde,
ist weder besonders ausgereift noch besonders klar. Denn zum einen gibt es die Idee,
zum anderen aber viele Einzelfragen: Wollen die Christen eine unabhängige Region?
Wollen sie, dass alle Christen im Irak dort, wo sie heute leben, ihre Arbeit aufgeben
und sich im Norden niederlassen? Was machen wir mit den Nicht-Christen, die dort leben
- werfen wir die hinaus? Das kann man natürlich nicht tun. Hier fehlen Details, die
aber für die Integration von uns Christen in der Zukunft fatal sein könnten.“
Nach
fast 2000 Jahren christlicher Präsenz im Zweistromland scheint ihre Geschichte im
modernen Irak zur Neige zu gehen. Pater Isaac fürchtet eine Spaltung der Christen.
„Einige sagen, im Norden lebt eine Mehrheit von Christen, wir wollen bestimmte
Vorrechte. Warum nicht? Dagegen wird sich die Kirche nicht sträuben. Aber man muss
die Grenzen kennen. Man muss nicht das Spiel der Sunniten, Schiiten oder Kurden spielen.
Wir sind nicht in derselben Lage. Glücklicherweise streben nicht alle Iraker danach,
eine eigene Region zu haben. Viele wollen einen einzigen, starken Irak. Das ist auch
unsere Aussage heute: Ja, wir wollen einen vereinten und stark Irak. Wir Christen
gehören zum Irak, so wie er ist. Nicht nur zum Nordirak!“