2008-01-13 12:21:58

Dokument: Predigt von Benedikt XVI. am 13.1.08 in der Sixtinischen Kapelle


Papst Benedikt hat an diesem Sonntag dreizehn Kindern in der Sixtinischen Kapelle das Sakrament der Taufe gespendet. In seiner Predigt warnte er eindringlich vor einer Kultur des Todes. Wir dokumentieren hier die Predigt des Papstes in deutscher Übersetzung.

Liebe Schwestern und Brüder,

die heutige Feier ist für mich immer ein Grund besonderer Freude. Die Taufe zu spenden am Tag der Taufe des Herrn ist nämlich einer der ausdrucksstärksten Momente in unserm Glauben. Durch die Zeichen der Liturgie können wir gleichsam das Mysterium des Lebens erkennen. An erster Stelle sehen wir das Mysterium des menschlichen Lebens, das hier besonders durch diese 13 Kinder dargestellt ist, die Frucht eurer Liebe sind, liebe Eltern, an die ich meinen herzlichen Gruß richte, wie auch an die Patinnen und Paten sowie die anderen anwesenden Verwandten und Freunde. Dann gibt es das Mysterium des göttlichen Lebens, das Gott heute diesen Kleinen schenkt durch die Wiedergeburt aus dem Wasser und dem Heiligen Geist. Gott ist Leben, wie es in herrlicher Weise von einigen der Gemälde dargestellt wird, die diese sixtinische Kappelle zieren.

Es scheint aber nicht unangebracht, wenn wir mit Blick auf die Erfahrung des Lebens uns sofort auch der gegenteiligen nähern, nämlich der Wirklichkeit des Todes. Alles was auf der Erde einen Anfang hat, hört früher oder später wieder auf, wie das Gras auf dem Feld, das am Morgen grünt und am Abend vergeht. Aber in der Taufe erhält das kleine menschliche Wesen ein neues Leben, das Leben der Gnade, das ihn fähig macht, in eine persönliche Beziehung mit dem Schöpfer zu treten, und das für immer und in alle Ewigkeit. Leider ist der Mensch in der Lage, dieses neue Leben mit seiner Sünde auszulöschen, indem er sich zu einer Situation erniedrigt, die die Heilige Schrift den „zweiten Tod“ nennt. Während bei den anderen Geschöpfen, die nicht zur Ewigkeit berufen sind, der Tod nur das Ende ihrer Existenz auf Erden bedeutet, bringt die Sünde in uns einen Abgrund hervor, der uns für immer zu verschlingen droht, wenn der Herr des Himmels uns nicht seine Hand reicht. Das ist, liebe Brüder, das Geheimnis der Taufe: Gott wollte uns retten, indem er selber bis in den letzten Abgrund des Todes herabstieg, damit jeder Mensch – auch der, der so tief gefallen ist, dass er den Himmel nicht mehr sieht – die Hand Gottes finden kann, an der er sich festhalten kann, um aus den Schatten hinaufzusteigen und wieder das Licht zu sehen, zu dem er erschaffen wurde. Wir alle spüren, wir alle nehmen innerlich wahr, dass unsere Existenz die Sehnsucht nach Leben ist, die nach Fülle und Heil verlangt. Diese Fülle des Lebens wird uns in der Taufe gegeben.

Wir haben eben die Erzählung von der Taufe Jesu im Jordan gehört. Sie war eine andere Taufe als die, die diese Kinder nun empfangen werden, aber sie ist nicht ohne eine tiefe Verbindung mit dieser. Letztlich kann man das ganze Mysterium Christi in der Welt in dem Wort „Taufe“ zusammenfassen, das im Griechischen „Eintauchen“ bedeutet. Der Sohn Gottes, der mit dem Vater die Ewigkeit teilt und mit dem Heiligen Geist die Fülle des Lebens, ist „eingetaucht“ in unsere Wirklichkeit als Sünder, um uns teilhaben zu lassen an seinem Leben: Er ist Fleisch geworden, er ist wie wir geboren, er ist wie wir aufgewachsen und als er erwachsen war, hat er seine Mission gezeigt, indem er mit der „Umkehrtaufe“ begann, die von Johannes dem Täufer gespendet wurde. Sein erster öffentlicher Akt war, wie wir eben gehört haben, zum Jordan hinunterzusteigen, inmitten büßender Sünder, um jene Taufe zu erhalten. Johannes wollte natürlich nicht, aber Jesus bestand darauf, weil es der Wille Gottes war (vgl. Mt 3,13-15).

Warum hat der Vater dies gewollt? Weil er seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat als Lamm Gottes, um die Sünde der Welt auf sich zu nehmen (vgl. Joh 1,29). Der Evangelist berichtet, dass beim Heraussteigen Jesu aus dem Wasser auf ihn der Heilige Geist in Gestalt einer Taube herabkam, und die Stimme des Vaters im Himmel ihn als „geliebten Sohn“ bezeichnete. (Mt 3,17). Seit diesem Augenblick ist Jesus als der offenbar geworden, der gekommen ist, den Menschen das Leben in Fülle zu bringen (vgl. Joh 10.10), das Ewige Leben, das den Menschen wiederauferstehen lässt und ihn innerlich heilt, und zwar an Leib und Seele, indem er ihn wieder einsetzt in den ursprünglichen Plan, zu dem er erschaffen wurde. Das Ziel der Existenz Christi ist in der Tat, der Menschheit das Leben Gottes zu schenken, seinen Geist der Liebe, damit jeder Mensch aus dieser unerschöpflichen Quelle des Heils schöpfen kann. Das ist der Grund, warum der Heilige Paulus an die Römer schreibt, dass wir auf den Tod Christi getauft sind, um das Leben des Auferstandenen zu erlangen (vgl. Röm 6,3-4). Deswegen bringen christliche Eltern, wie ihr heute, sobald wie möglich ihre Kinder zum Taufbrunnen, weil sie wissen, dass das Leben, das sie ihren Kindern weitergegeben haben, nach einer Fülle ruft, einem Heil, das allein Gott schenken kann. Auf diese Weise werden die Eltern zu Mitarbeitern Gottes, in dem sie an ihre Kinder nicht nur das physische Leben weitergeben, sondern auch das geistliche Leben.

Liebe Eltern, mit euch danken wir dem Herrn für das Geschenk dieser Kinder, und ich erbitte seinen Beistand, auf dass er euch helfe, sie zu erziehen und sie in den geistlichen Körper der Kirche einzugliedern. Wenn ihr ihnen das Nötige zum Wachsen und für die Gesundheit angedeihen lasst, seid ihr auch verpflichtet, in ihnen den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zu entfalten, die theologischen Tugenden, die dem neuen Leben eigen sind und die ihnen im Sakrament der Taufe geschenkt werden. Ihr werdet dies sicherstellen, indem ihr für sie da seid und durch eure Zuneigung; und ihr werdet dies in erster Linie und vor allem durch euer Gebet sicherstellen, indem ihr sie täglich Gott empfehlt, und in jeder Situation ihres Lebens sie ihm anvertraut. Sicherlich brauchen diese Jungen und Mädchen um gesund und stark zu werden materielle Pflege und viel Aufmerksamkeit; viel wichtiger ist allerdings, ja sogar unerlässlich, Gott zu kennen, zu lieben und treu zu dienen, um das ewige Leben zu haben. Liebe Eltern, seid für sie die ersten Zeugen eines authentischen Glaubens an Gott!

Es gibt im Taufritus ein sprechendes Zeichen, dass eben genau diese Glaubensweitergabe bezeichnet: Es ist die Übergabe einer an der Osterkerze entzündeten Kerze an jeden einzelnen Täufling: Es ist das Licht des auferstandenen Christus, das an eure Kinder weiterzugeben ihr euch verpflichtet. So geben wir Christen, Generation um Generation, einander das Licht Christi weiter, sodass Er, wenn Er wiederkommt, uns mit brennenden Lichtern in der Hand vorfinden wird. Während des Ritus werde ich zu euch sagen: „Euch Eltern und Paten ist dieses österliche Zeichen anvertraut, eine Flamme, die ihr immer nähren müsst.“ Nährt, liebe Brüder und Schwestern, die Flamme des Glaubens durch das Hören auf das Wort Gottes, durch seine Betrachtung und die beständige Gemeinschaft mit dem eucharistischen Jesus. Mögen bei dieser wundervollen, aber nicht einfachen Aufgabe, die heiligen Patrone helfen, deren Namen diese dreizehn Kinder annehmen werden. Mögen diese Heiligen jenen Täuflingen vor allem helfen, euren Bemühungen als christliche Eltern zu entsprechen. Möge besonders die Jungfrau Maria jene und euch, liebe Eltern, jetzt und immer begleiten. Amen!

Übersetzung. P. Max. I. Cappabianca OP, Radio Vatikan








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