Bartholomaios I. hat erneut unterstrichen, dass die Verwendung des Titels „Ökumenischer
Patriarch“ keine Bestrebungen zur Schaffung eines „Kirchenstaats“ nach dem Vorbild
des Vatikans andeute. Der von den türkischen Behörden abgelehnte Titel bestehe seit
dem 6. Jahrhundert, jeder Gedanke an eine „Staatsbildung“ würde gegen die Grundprinzipien
der Orthodoxie verstoßen, so der Patriarch in einem Zeitungsinterview. Erstmals
konnte in diesem Jahr der feierliche Ritus der „Großen Wasserweihe“ in Istanbul ohne
Störungen durch nationalistische Gruppierungen durchgeführt werden. Mit dem Ritus
wird der Taufe Jesu im Jordan gedacht. Der Ökumenische Patriarch hielt die Weihe,
bei der ein Kreuz ins Meer gesenkt wird, am Goldenen Horn in unmittelbarer Nähe des
Patriarchensitzes im Phanar. Tausende Gläubige aus dem In- und Ausland, aber auch
Repräsentanten des Diplomatischen Corps und der anderen christlichen Kirchen nahmen
an der Feier teil. Die Polizei war mit zahlreichen Beamten „diskret präsent“, erstmals
kam es aber heuer zu keinen Protestdemonstrationen türkischer Nationalisten gegen
die Christen.