2008-01-09 12:35:03

Generalaudienz: Benedikt spricht über seinen Lieblingskirchenvater


RealAudioMP3 Papst Benedikt hat am Mittwoch seine Katechesereihe über die Kirchenväter fortgesetzt. Bei der Generalaudienz sprach er über einen seiner „Lieblingskirchenväter“, den Heiligen Augustinus…

„…dem bedeutendsten und im christlichen Abendland einflußreichsten Kirchenvater, einem Menschen voller Leidenschaft, der sich ebenso durch höchste Intelligenz und nach seiner Bekehrung durch großen Glaubenseifer auszeichnete und der sich als Bischof in unermüdlichem seelsorglichen Einsatz bewährte.“

Augustinus kam im Jahre 354 im heutigen Algerien zur Welt.

„Die Suche nach einer rechten "Lebensphilosophie" führte Augustinus zunächst zum Manichäismus, zu einem System, das erklärte, die Welt beruhe auf zwei Prinzipien, dem guten und dem bösen; so lasse sich alles erklären. Und die Moral sei zweigeteilt: für die Erwählten, die auf der Höhe angekommen sind, sehr streng und für die anderen auf der Vorstufe etwas lockerer. Und da er sich auf der Vorstufe fühlte, war dies für ihn sozusagen eine angenehme religiöse und philosophische Beheimatung.“

Unter dem Eindruck der Predigten des Heiligen Ambrosius bekehrte er sich und wurde in der Osternacht 387 getauft.

Er gründete zu Hause eine klösterliche Gemeinschaft, eigentlich eine Philosophengemeinschaft mit christlichem Grund, wurde aber bei einem Aufenthalt in Hippo während des Besuchs der Eucharistiefeier zu seiner Überraschung vom betagten Bischof Valerius nach vorn beordert, der sagte: Ich brauche schon lange einen Priester, der gut predigen kann – der Bischof konnte es nämlich nicht –, und so weihte er ihn zum Priester."

Nach fast 40 Jahren segensreichen Wirkens als Bischof von Hippo starb Augustinus 430 einer Belagerung der Stadt durch die Vandalen.

„Der heilige Augustinus vertraute sich jeden Tag der Güte Gottes an. Auch wir wollen stets die Nähe unseres Schöpfers suchen und Ihn bitten, uns bereit zu machen, das Gute in der Welt zu verbreiten. Der Herr geleite euch auf allen Wegen!”

Es steht zu erwarten, dass Benedikt XVI. das spirituelle Erbe des Heiligen Augustinus bei mehreren Generalaudienzen thematisieren wird. (rv 09.01.2008 mc)


Hier der gesamte Text:

Ansprache des Heiligen Vaters auf deutsch bei der Generalaudienz am 9. Januar

Liebe Brüder und Schwestern!

In der Reihe der Mittwochskatechesen will ich mich von heute an mit dem hl. Augustinus befassen, dem bedeutendsten und im christlichen Abendland einflußreichsten Kirchenvater, einem Menschen voller Leidenschaft, der sich ebenso durch höchste Intelligenz wie – nach der Bekehrung – durch großen Glaubenseifer auszeichnete und der sich als Bischof in einem unermüdlichen seelsorglichen Einsatz bewährte. Unter dem enormen Umfang der von ihm überlieferten Bücher, Predigten und Briefe tritt vor allem das autobiographische Werk der »Bekenntnisse« hervor, das zu einem Modell für Autobiographien bis in die Neuzeit herein geworden ist. Darin schildert er seine bewegte Jugend, wie er zunächst von Monika, der Mutter, in den Glauben hineinwächst, ihn dann verliert, nach Neuem sucht, immer auf dem Wege bleibt und schließlich wieder auf mühsamen Wegen in die Kirche hineinfindet.
Augustinus kam im Jahre 354 in Thagaste in Numidien, dem heutigen Algerien, zur Welt. Sein Vater Patrizius war Heide, dann Katechumene. Seine Mutter, die hl. Monika, war dagegen eine ganz eifrige Christin, die Augustinus und seine Geschwister – er hatte einen Bruder und eine Schwester, die dann als Witwe Nonne und Äbtissin geworden ist – im christlichen Glauben unterwies. Er erhielt vor allem eine sehr gute Ausbildung in der Rhetorik, die damals eine der wichtigsten Disziplinen war und in der er selber ein gefeierter Lehrer wurde. Er hat allerdings beklagt, daß er als Schüler im Griechischen faul war, denn später als Bischof hätte er es gut brauchen können. Aber da war es zu spät.
Die Suche nach einer rechten »Lebensphilosophie« führte Augustinus zunächst zum Manichäismus, zu einem System, das erklärte, die Welt beruhe auf zwei Prinzipien, dem guten und dem bösen; so lasse sich alles erklären. Und die Moral sei zweigeteilt: für die Erwählten, die auf der Höhe angekommen sind, sehr streng und für die anderen auf der Vorstufe etwas lockerer. Und da er sich auf der Vorstufe fühlte, war dies für ihn sozusagen eine angenehme religiöse und philosophische Beheimatung. In seiner beruflichen Laufbahn kam er über Rom schließlich nach Mailand, in eine bedeutende Position als Rhetor am Kaiserhof. Unter dem Eindruck der Predigten des Bischofs Ambrosius bekehrte er sich aber und wurde in der Osternacht 387 getauft. Daraufhin entschloß er sich, in seine Heimat zurückzukehren; unterwegs erlitt er einen großen Schmerz durch den Tod seiner Mutter, die hier in Ostia, im damaligen Hafen von Rom, gestorben ist und begraben wurde. Er gründete zu Hause eine klösterliche Gemeinschaft, eigentlich eine Philosophengemeinschaft mit christlichem Grund, wurde aber bei einem Aufenthalt in Hippo während des Besuchs der Eucharistiefeier zu seiner Überraschung vom betagten Bischof Valerius nach vorn beordert, der sagte: Ich brauche schon lange einen Priester, der gut predigen kann – der Bischof konnte es nämlich nicht –, und so weihte er ihn zum Priester. Augustinus hatte gedacht, er sei nur zur Philosophie berufen, und er litt zunächst, als man ihm das pastorale Amt, das Priestertum, verlieh. Aber ist dann ganz hineingewachsen, wurde 395 Bischof, wirkte fast 40 Jahre segensreich dort und starb 430 während der Belagerung der Stadt durch die Vandalen.

Von Herzen begrüße ich die Pilger und Besucher aus den deutschsprachigen Ländern. Der hl. Augustinus lebte immer in der Suche nach Gott, in der Suche, Jesus Christus näher und ähnlicher zu werden. Auch wir wollen stets die Nähe des Schöpfers und die Nähe Jesu Christi suchen, in dem Gott menschliches Antlitz hat und Ihm helfen, daß er uns bereit macht, das Gute selber zu tun und es in der Welt zu verbreiten. Der Herr geleite euch auf allen Wegen dieses noch jungen Jahres!







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